1853 -
Frankfurt
: Trowitzsch
- Autor: Woysche, Eduard, Baumgart, Fr.
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Elementarschule, Landschule, Stadtschule
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aufhängen. Er kam unter dieselbe Eiche. Ihre Zakken waren ganz
so, wie er sie suchte, aber doch ein Bischen ju hoch. Darum
wälzte er den Stein, der die Höhle schloß, näher dem Baume zu.
Beim Wegwälzeu merkte er die Höhle und untersuchte, was darin
sei. Finden und Nehmen war bei ihm Eins. Er pakkte das ganze
Gold ein und legte dafür seinen Strikt in den Topf. Den Stein
wälzte er wieder auf daö Loch. Kurz darauf kam der Bergräber
und wollte sehen, ob der Schatz noch vorhanden sei. Wie groß war
sein Schrekken, einen Strikt für seinen Schatz zu finden. Er wußte
keinen andern Rath, als den Strikt um den Eichenast zu schleifen
und sich daran zu hängen. —
Daraus kann man lernen, daß man sein Herz nicht an einen
Topf voll Gold hängen soll; denn wenn eö gestohlen wird, hängt
man sich an einen Strikt. Darum: „Fällt euch Neichthnm zu, so
hänget daö Herz nicht daran!" (Ps. 62, 11.)
105. Der Kosakk und der Bäkker.
Zn jener Zeit, als von der Beresine das Frankenheer mit
scheuer Miene und mit dem Pilgerstab in stolzer Hand entwich ans
unserm Vaterland, begab eö sich, daß ein Kosakkenschwarm nach
Krenzbnrg kam, ein Städtchen, klein und arm, drei Meilen nur von
Königsberg gelegen. Um seinen Magen auch einmal zu psiegen,
hält ein Kosakk vor einem Bäkkerladen still, und klar ist's, waö der
bärt'ge Reiter will: man sieht ihn nach den Semmeln schmunzeln;
ein heitres Lächeln glättet plötzlich alle Runzeln aus dem behaarten
braunen Angesicht, das eben nicht viel Gnt'ö dem Bäkkersmann
verspricht. Es pakket der Kosakk gar viele Semmeln ein. Die
werden, denkt der Bäkker, wohl verloren sein; doch einen fränk'schen
Thaler wirft ihm zu jetzt der Kosakk und trabt hinweg in Ruh.
Da schallt's: Kosakk! Kosakk! in seinem Rükken. Er hält sein Röß-
lein, um zurükk zu blikken. Der Bäkker bietet ihm gar höflich
dritt'halb Gulden (a 10 Sgr.): „Verzeihen Sie; ich mach' nicht
gerne Schulden. Hier ist daö Geld, das Sie zu viel gegeben, lind
damit wünsch' ich Ihnen wohl zu leben!" Im Anfang weiß der
bied're Moskowite nicht, waö er sagen soll; doch jener macht's ihm
deiltlich durch Pantomimen: „Haben Sie die Güte!" Deö Bäkkers