1853 -
Frankfurt
: Trowitzsch
- Autor: Woysche, Eduard, Baumgart, Fr.
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Elementarschule, Landschule, Stadtschule
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Hälfte des Jahres ginge für ihn die Sonne nicht auf, und in der zweiten nicht
unter. Aber unter den Polen wohnen, so viel wir wissen, keine Menschen; auch
ist noch kein Schiff, so oft man es auch versucht hat, bis zu den Polen hindurch
gedrungen. Die kühnen Seefahrer, die das Meer in den Gegenden um den
Nordpol untersucht haben, sind meist zwischen ungeheure Eisberge gerathen, und
haben von Glükk zu sagen gehabt/ wenn sie wohlbehalten wieder in ihre Hcimath
gekommen sind.
Das muß doch ein klägliches Leben sein, wenn man Wochen u, d Monate
lang die Sonne nicht sieht, sondern so lange Zeit in finsterer Nacht sitzen muß.
Ohne Zweifel wäre das für uns ein trauriges Leben; aber die Gewohnheit
macht Vieles erträglich. Einigen Ersatz für das Sonnenlicht gewährt den
Bewohnern jener nördlichen Gegenden die Dämmerung, welche der langen Nacht
voraufgeht und nachfolgt; außerdem aber zeigt sich in jenen nördlichen Gegenden
häufiger, als bei uns, das prächtige Nordlicht, das den ganzen Himmel mit
seinen wunderbaren Strahlen erleuchtet, und man kann dort auch ohne das
Sonnenlicht schon so viel sehen, als die Nothdnrft gerade erfordert. Das Uebelfte
ist nur, daß die Natur dort gleichsam erstorben ist; kein schattiger Vanni, der
Früchte brächte, kein üppiges Gras, an dem die Thiere sich rrquikken könnten,
kein Kornfeld mit üppigem Getreide; höchstens Rennthiere, mit deren Fellen sich
die Menschen bekleiden, und von deren Milch und Fleisch sie sich nähren; in
mancher Gegend auch wohl Bären, deren Fleisch zur Speise dient; oder Fische,
die man als Wintervorrath trokknet und aufbewahrt.
Da ist cs bei uns doch besser, und überhaupt lebt man am besten und
sichersten in den beiden gemäßigten Erdstrichen, d. i. in den Ländern zwischen
den Wendekreisen und den Polarkreisen. In den beiden kalten Erdstrichen, d. h.
rund um die Pole herum bis an die Polarkreise, hcrrsckt grimmige Kälte, und
die Natur erstarrt. In der heißen Zone, d. h. in dem Erdstriche zwischen den
Wendekreisen, ist die Hitze allzulästig, und wenn auch die Natur dort vielerlei
Schönes erzeugt, das unsern Gegenden abgeht, so wimmelt's doch auch von
schädlichen Insekten und lästigem Gewürme und allerhand Thiere», mit denen der
Mensch nicht gern verkehren mag. Aber das ist ein Trost für und Alle; Die
Erde ist überall des Herrn'!
Die Eintheilung der Erde nach Graden.
Um jeden Ort auf der Erde genau bestimmen zu können, denkt man
stch gewisse Kreise um dieselbe, und theilt diese, wie jeden Kreis, in 300
Grade. Man unterscheidet aber Grade der Länge und Grade der
Breite. Die Grade der Breite bestehen aus größeren und kleineren
Kreisen, die gleichlaufend mit dem Aequator um die Erde gedacht werden.
Diese Kreise sind 15 Meilen von einander entfernt. Der Aequator
wird gerechnet Nullgrad; nördlich von ihm ist der erste Grad nördlicher
Breite, und südlich von ihm ist der erste Grad südlicher Bre,ite. Die
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