1853 -
Frankfurt
: Trowitzsch
- Autor: Woysche, Eduard, Baumgart, Fr.
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Elementarschule, Landschule, Stadtschule
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Das Kameel.
Die Kameele mit einem Hökker heißen Dromedar, und die mit
zwei Hökkern Trampelthier. Das Dromedar hat in der Regel eine
grauröthliche Farbe. Unter den Fußen, an den Knieen und an der
Brust hat es Schwielen. Mai, findet es hänfig in Arabien lind in der
Wüste Sahara; auch giebt es in Persien, Egypten und der südlichen
Tartarei Kameele. Es ist schnell, wie das Pferd, geduldig, wie der Esel,
und liefert, gleich der Kuh, eine reichliche nahrhafte Milch. Vielen
Völkern Asiens und Afrikas befriedigt das Kameel die meisten Bedürfnisse.
Sie..sehen es daher für ein großes Geschenk des Himmels an, ohne dessen
Beistand sie weder leben, noch mit ihren Nachbarn Handel treiben, noch
ihre fast endlosen Wüsten durchreisen könnten. Dieses Schiff der Wüste,
wie der Araber das Kameel mit Recht nennt, ist durch seinen ganzen
Bau und seine Eigenschaften recht dazu eingerichtet, den Menschen und
seine Lasten durch den Sand der Länder zu tragen, die seine Heimath
sind. Die Füße sind so gebaut, daß es nicht tief in den Sand tritt;
der drüsige Beutel am Halse enthält Feuchtigkeiten zum Benetzen des
Schlundes, und der zellige Anhang deö Magens bewahrt überdies noch
acht oder mehrere Tage lang einen Wasservorrath ans, der deut Thiere
in den wafferarmen Wüsten gar sehr zu Statten kommt. Das Thier ist
sehr genügsam; deitn Disteln und andere stachliche Gewächse reicheit zu
seiner Nahrung hin. Fehlt es auf der Reise an frischem Futter, so
erhält es etwas Gerste oder Bohnen.
- Das Kameel wird jum Reiten und Lasttragen benutzt. Wer indessen
auf einem so hochbeinigen Thiere reiten will, muß darin große Uebung
haben; denn es tritt nicht nur hart auf, sondern hat auch noch einen
besonderen Gang, den sogenannten Paß, nach welchem eö die beiden
Beine der einen Seite zugleich aufhebt und dadurch stets von der eimn
auf die andere fällt. Alle Thiere, welche zttin Ltisttragen gebraucht
werden, sind vvtt früher Jugend daran gewöhnt. Mail legt ihnen anfangs
eine geringe Bürde auf, welche nach uild nach vergrößert wird. Es
wird dazu abgerichtet, bei der Beladung sich niederzulegen. Wird ein
Kameel überladen, so läßt es sich eher todtschlagen, als daß es mit der
Last ausstände. Musik und Gesang liebt eö außerordentlich, und die
Kameeltreiber wissen cs damit zu ermuntern und anzutreiben.
Das Trampelthier ist von dem gemeinen Kameel wenig verschieden.
Es wird größer und sieht gelblich-weiß aus. Die Kameele geben ein
schmakkhafles Fleisch; namentlich soll der Fetthökker eine Delikatesse sein.
Auch ihre Milch ist nahrhaft und gesuitd, und die Araber verstehen eö,
daraus ein dem Branntwein ähnliches Getränk zu bereiten. Die Haare
der Kameele werden zu Garn und andern Waaren verarbeitet. Alls der
Haut wird ein sehr dauerhaftes Leder bereitet, und der Mist dient zur
Feuerung.
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