1853 -
Frankfurt
: Trowitzsch
- Autor: Woysche, Eduard, Baumgart, Fr.
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Elementarschule, Landschule, Stadtschule
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Haaren bedekkt. Er wird 60 — 70 Fuß lang und erreicht eine Höhe
von 30 Fuß und darüber. — Vor mehreren Jahren wurde ein Thier
dieser Art unweit Ostende todt aufgefunden. Es war 95 Fuß lang
und im Durchmesser 18 Fuß breit. Der Kopf hatte eine Länge von
22 Fuß, und die Breite des Schwanzes betrug 22 '/2 Fuß. Das Skelett
wog 70000 Pfund, und ist jetzt in einem dazu eigends aufgeführten
Gebäüde in London aufgestellt. Das halb verfaulte Fleisch wog noch
110000 Pfund, und man gewann von diesem Thiere gegen 40000
Pfund Thran. Nach den Verknöcherungen der Knorpel schloß Cuvier,
ein berühmter Naturforscher, daß das Thier 000 —1000 Jahre alt
sein müsse.
Der Kopf des Wallfisches ist groß und nimmt fast '/3 der Länge
des Körpers ein. In dem Oberkiefer befinden sich statt der Zähne
lange, hintereinandergereihte Hornplatten — Barten genannt, — welche
das Fischbein liefern. Die Augen stnd etwas größer, als Ochsenaugen.
Seine Vordergliedmaßen sind flossenähnlich; die Hintergliedmafien aber
fehlen. Auf dem Kopfe befindet sich auf jeder Seite ein schlangenartig
gebogenes, anderthalb Fuß breites Blaseloch, wodurch er athmet. Daö
Ausathmen geschieht theils unter, theils über dem Wasser; in jenem
Falle werden von der Luftmasse ganze Ströme Wasscrö mit starkem
Getöse einige Ellen hoch in die Luft geschleudert; wenn er aber über
dem Wasser ausathmet, so kommt aus den Spritz- oder Nasenlöchern
ein feuchter, mit Schleim gemischter Dunst, aber kein Wasserstrom
heraus. Der Fisch bläst 4 — 5 Mal in einer Minute mit einem lauten
Geräusche, und dann am stärksten, wenn er auf der Flucht ist, oder
nach langem Aufenthalte in der Tiefe an die Oberfläche kommt. Um
die Nahrung zu erhalten, öffnet der Wallfisch den ungeheueren Mund
und füllt ihn mit Wasser. Kn dieser Wassermasse befindet sich die
Nahrung des Fisches, nämlich eine Menge Insekten und Würmer;
denn größere Thiere kann er seines nur faustgroßen Schlundes wegen
nicht zll sich nehmen. Das Wasser stößt er durch die Spritzlöcher auö
und verschlukkt die hangen gebliebene Beute. Der Wattfisch lebt gesellig
und wirft jährlich ein 10 —15 Fuß langes Junges, welches er sehr
liebt, und das im 25sten Jahre ausgewachsen sein soll. Unter deir
vielen Feinden, die er hat, sind der Sägefisch, welcher ihn mit seinem
Schwerte oft den Bauch aufschlitzt, und der Mensch die gefährlichsten.
Der Wallfischfang.
Schon seit 200 — 300 Jahren macht dieses Thier seines Fettes
oder Thranes wegen den vornehmsten Gegenstand eines Gelverbes aus,
welches unter dem Namen Wallfischfang bekannt ist und noch jetzt
von vielen europäischen Nationen stark betrieben wird. Der Fang ist
gefährlich, da der Wallfisch, wenn er verwundetest, nicht selten Boote