1853 -
Frankfurt
: Trowitzsch
- Autor: Woysche, Eduard, Baumgart, Fr.
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Elementarschule, Landschule, Stadtschule
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Kopf ist verhältnißmäßig sehr klein, der obere Theil desselben uakkt und schwielig;
die Mundöffnung sehr weit; die Ohren unbcdckkt, offen ; die Augen sind so gestellt,
daß er besser, als die andern Vögel, die Gegenstände mit beide» sehen kann. Der
Hals ist dünn und fast drei Fuß lang. Der schärfste Sinn dieses Vogels ist der
des Gesichts.
Der Strauß ist der größte Vogel; er wird 7 bis 8 Fuß hoch, und 80 bis
00 Pfd. schwer. Da er so hoch ist, sieht er die Gefahr schon von ferne, und die
Quagga- und Zebraheerdcn entfliehen instinktmäßig mit den Straußenheerdcn, ohne
zu wissen, warum. Er läuft schneller, als das schnellste Pferd, ermüdet aber
leichter. Wenn er kann, oder der Kampf ungleich ist, flieht er lieber vor der
Gefahr; wird er aber genöthigt, so vertheidigt er sich mit dem Schnabel, den
Stacheln der Flügel und de,; Füßen. Er hat eine solche Kraft, daß er mit einem
Schlage seines Fußes einen Hund, Schakal, selbst noch größere Raubthiere tobten
oder gefährlich verwunden kann. Durch die harte Haut seines Körpers ist er,
wie durch ei» Schild, gedekkt. Er läßt sich zähmen und zum Reiten abrichten.
Mit zwei Negern auf dem Rükken sah man einen Strauß am Senegal gleich dem
besten englischen Wettrenncr dahinlaufen. Den Reitern wird wegen der unge-
heure» Schnelligkeit des Laufes der Athem geraubt.
Er nährt sich von Pflanzen; da er aber sehr gefräßig und sein Geruch und
Geschmakk schlecht ist, so verschlingt er Alles, um seinen großen Magen zu füllen,
selbst Metalle. Zn dem Magen eines todten Straußes, der in der Gefangenschaft
gelebt hatte, fand man ein Pfund Steine, mehrere Stükke Münzen, Kupfer und
Eisen. Gefangen frißt er vorzüglich gern Gerste, täglich etwa 4 Pfd., daneben
Brot, etwa 1 Pfd., und daun noch Sallatköpfe, und wenn er eine Mandel
bekommt.
Mehrere Weibchen legen ihre Gier, zuweilen 30 bis 50, in eine gemein-
schaftliche Vertiefung im Boden. Die Eier sind glänzend weiß, wie Elfenbein,
fast 3 Pfd. schwer, und eins sättigt 2 bis 3 Menschen. Unter dem Aequator
werden die Eier von der Sonne ausgebrütet; diesseits und jenseits desselben aber
brüten die Weibchen am Tage abwechselnd, Nachts das Männchen. Außerhalb
des Nestes findet man immer Eier, welche den Jungen „ach ihrem Auskriechen
zur Nahrung dienen sollen, indem die Allen mit einem Fußtritte die Schale
zerbrechen. Die Jungen werden wüthend vertheidigt und gefüttert. Um das
Nest möglichst verborgen zu halten, laufen die Alten nur auf großen Umwegen
nach demselben.
Der Strauß wird gejagt oder in Fallstrikken gefangen. Gezähmt bringt er
wenig Nutzen, da er sich nicht lenken läßt und immer einige Wildheit behält,
so daß er Hausgeflügel, selbst Schafe oft zertritt. Nur daö Fleisch junger, fetter
Strauße schmekkt angenehm. Von den Römern wurden sie gegessen, und das
Gehirn galt für einen Lekkerbissen. Der Kaiser Hcliogabalus ließ bei einem
Gastmahle das Gehirn von 600 Straußen aufsetzen. — Ob nicht auch andere
Gehirne mögen mit darunter gelaufen sein? — Die Eier halten sich lange,
werden häufig nach der Capstadt gebracht und da für '/2 Thaler das Stükk