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1. Deutsches Lesebuch für die oberen Abtheilungen ein- und mehrklassiger Elementarschulen in der Stadt und auf dem Lande - S. 238

1853 - Frankfurt : Trowitzsch
238 jenseits des 67stei> Gradks, sieht man ihn nicht. Erst von den Schcttlandöinseln wird man seine Züge recht gewahr. Am wahrscheinlichsten ist, daß er auf dem Boden der See sein Lebe» zubringe und sich aus dem an den Küsten abgesetzten Rogen entwikkele. Mit dein April schon zeigen sich die ersten Heringe, reichlicher im Mai und Juni, und bilden da Bänke oder Heere von 5 biö 6 Meilen Länge, 2 bis 3 Meilen Breite und einer ansehnlichen Tiefe. Ihre Menge erfüllt so zu sagen den Ocean, und eingeworfene Lanzen bleiben zwischen ihnen stehen. So wie sie sich an die Oberfläche erheben, gewährt ihre Menge einen prächtigen Anblikk; ihre Bewegungen verursachen ei» Geräusch, wie das Plätschern des Regens. Bisweilen sinken sie auf 10—15 Minuten und heben sich dann wieder. Der Fang des Herings fand schon im Mittelalter Statt; der Papst Alexander Iii. erlaubte um das Jahr 1100 den Norddeutschen, diese Beschäfti- gung auch an Sonn - und Festtagen zu treiben. Im Jahre 1164 war der Heringsfang bei den Holländern bereits im Gange. Im siebzehnten Jahrhundert erreichte er jedoch seine größte Höhe und ward der rechte Arm der Stärke ihres Landes. In der That erregt es Bewunderung, zu sehen, wie ein kleines Sumpfland es dahin brachte, mit den größten europäischen Neichen Kriege anzufangen, und größere Reichthümer, als alle seine Nachbaren, zusammenzuhäufen, und dies Alles durch den Fang eines kleinen Fisches. Aber dieser Fang beschäftigte auch gegen eine halbe Million Menschen und brachte schon damals jährlich 100 Millionen Gulden ein. Durch ihn wurden die kleinsten Knaben mit der See vertraut und bildeten sich zu unerfchrvkkenen, de» Tod verachtenden Matrosen. Schon um dieselbe Zeit brachte diese Fischerei auch den Deutschen jährlich 10 Millionen Thaler ein, und alle nordischen Länder, ja selbst Spanien und Frankreich, nahmen ihren Antheil. Jetzt hat England viel von diesem Erwerbs- zweige an sich gerissen, und mit 1200 Fahrzeugen hat man dort binnen 2 Jahren jedes Mal 500000 Tonnen, also 50 Millionen, gefangen. — Oft kommen so viele Heringe, daß sic nicht alle genossen werden können und zu Dünger ver- braucht werden müssen. Man schätzt jetzt die Menge aller Heringe, welche jährlich gefangen werden, auf tausend Millionen. Die Fahrzeuge, welche die Holländer Buysen nennen, und deren sich auch die andern Böller bedienen, sind sehr lang. Sie sind von zwei Kriegsschiffen begleitet, zum Schutz und zur Aufnahme der Kranken. Sobald die Heringe ankommen, werden große Netze, oft 1200 Fuß lang, ausgespannt, welche oben durch leere Tonnen gehalten, unten mit Steinen beschwert sind, so daß sie durch das eingezogne Wasser steif wie eine Wand stehen. Die Netze werden jetzt von gelber persischer Seide gemacht und vorher geräuchert, damit die helle Farbe die Heringe nicht scheu mache. Die Weite der Maschen ist gesetzlich vorgeschrieben und darf nicht enger als ein Zoll sein, damit sich nicht zu viel Junge und Brut fange. Die anströmenden Heringe gehen oft augenblikklich in die Netze, in denen sie mit den breiten Kiemendekkeln hängen bleiben, und wenn das Glükk
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