1853 -
Frankfurt
: Trowitzsch
- Autor: Woysche, Eduard, Baumgart, Fr.
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Elementarschule, Landschule, Stadtschule
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sind allerlei Thiere ohne Unterschied. Die Sklavenschiffe, welche Neger aus ihrem
Vaterlande Afrika nach Amerika überschiffen, werden von einer Menge Haien auf
ihrer ganzen Fahrt begleitet. Diese Meerungeheuer scheinen eö zu wissen, daß
Viele dieser Unglükklichen auf der Fahrt ihr Leben einbüßen und über Bord
geworfen werden. Mit Heißhunger schnappen sie die todten Körper auf und
verschlingen sie. Aber mit gleicher Gier fallen sie auch über lebende Personen
her, die von ungefähr ins Meer fallen. Der geschikkteste Schwimmer kommt
hier selten mit dem Leben davon; denn ehe man ihn noch retten kann, ist er-
scholl die Beute eines Haies. Geht eö glükklich ab, so büßt er wenigstens ein
Bein oder einen Arm ein. —
Auf einem englischen Schiffe zerlegte man einst einen Haifisch zum Köder-
für Krebse, und zur Verwunderung der Umstehenden schlüpften 4 Junge aus
dem Magen. Man wußte nicht, ob sie als Beute verschlukkt oder als Schütz-
linge im Magen aufgenommen waren. Das Letztere ist jetzt durch vielfache
Beobachtungen zur Gewißheit geworden.
Ungeachtet das Fleisch der Haifische nicht eßbar ist, — (hungrige Matrosen
esse» eö wohl) — so stellt man den Meerriesen doch nach und fängt sie mit Angeln
an starken eisernen Ketten. Entsetzlich sind die Anstrengungen und das Toben
eines Menschenfressers, wenn er mit dem Köder den Angelhaken verschlukkt hat.
Aus allen Kräften strebt er, das Verschlungene wieder von sich zu geben, und
lange zerarbeitet er sich, bis endlich seine Kräfte ermatten und man cs wagen
darf, ihn ans Ufer oder auf das Schiff zu ziehen.
Eine Thatsache ist, daß dem Hai immer ein kleiner Fisch, den man Pilot
nennt, voran schwimmt, um ihm die Beute anzuzeigen, von welcher er dann
immer seinen bescheidenen Theil bekommt.
Vor mehrere» Jahren kamen an der norwegischen Küste, unweit Christiania,
einige Männer beim Dorschfange im heftigsten Sturme ums Leben. Zwei Tage
nachher zog man in derselben Gegend einen Hai ans Land und fand in seinem
Magen einen Mann in seiner ganzen Seerüstung, mit Kleidern von Fellen und
Seestiefcln, jedoch ohne Hut. An den Gesichtszügen erkannte man ihn als
einen von jenen Verunglükkten.
Der Sägefisch.
Zu den Haifischen wird auch der Sägefisch oder Sägehai gerechnet. Er hat
seinen Namen von der furchtbaren Waffe, die, als verlängerter Rüffel, in
Gestalt eines Schwertes vorn am Kopfe sitzt, oft 2 — 2'/- Elle lang, handbreit,
auf beiden Seiten mit 24 Zähnen besetzt und von knochenartiger, fester Be-
schaffenheit ist. Der Fisch selbst wird 12—15 Fuß lang gefunden. Er sieht
oberhalb schwärzlich grau, an den Seiten heller, unter dem Bauche weißlich aus.
Man trifft ihn fast in allen Meeren, besonders häufig an den afrikanischen
Küsten, um Island, Grönland und Spitzbergen an. Es ist ein mächtiger und
furchtbarer Räuber, der durch sein Schwert sich Nahrung und Sicherheit gegen
seine Feinde verschafft. Er scheint ein natürlicher Feind des großen Wallfisches