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1. Deutsches Lesebuch für die oberen Abtheilungen ein- und mehrklassiger Elementarschulen in der Stadt und auf dem Lande - S. 258

1853 - Frankfurt : Trowitzsch
258 das isländische Moos am besten. In Auszehrungen und Brustkrankheiten ist es ein vortreffliches Mittel, das oft noch Rettung verschafft. Die Isländer schätzen rö fast so hoch wie Mehl, indem sie Brot davon bakken, oder eö in Milch gekocht genießen. Jenes arme Volk könnte in seinem so wenig hervorbringenden Lande kaum leben ohne das isländische Mooö, daö dort alle nakkten Felsen über- zieht, wo sonst kein anderes Kraut wachsen könnte, und mit Stecht von dem dortigen Landmann höher geachtet wird, als alle Bäume und Kräuter seines Landes. Wenn im Anfang, ehe Island von Pflanzen bewohnt war, die Meeres- wellen, so wie sie es dort noch öfters thun, von einer fernen Kiistengegend einen edlen Baum, z. B. einen guten Obstbaum, und auf seiner Rinde daü arme, unscheinbare, isländische Mooö heran an die Insel getrieben hätten, und beide hätten reden können, da würde wohl der Baum großsprecherisch zum kleinen Movs gesagt haben: „Da sonito’ ick nun, geführt von den Wellen dcs Oceans, als ein künftiger Wohlthäter an diese Insel, und bald werden meine schönen Blüthen und herrlichen Früchte von Allen, die da wohnen, das gebührende Lob und Verehrung empfahen. Aber was willst du elendes, verächtliches Movs? Dich wird man wegwerfen und mit Füßen treten." Das arme kleine Moos hätte sich dann geschämt und geschwiegen. Aber siehe, nach wenig Jahren hätte die Sache schon ganz anders ausgesehen; denn der schöne Baum, den die Ein- wohner von Island vielleicht mit Jubel in die Erde gepflanzt hätten, kam dort nicht fort, während das von ihnen gar nicht beachtete Moos, das sich ungemein schnell vermehrt, genügsam sich über alle dürren Felsen hinwegzog und nun den Tausenden, die dort wohnen, ihr tägliches Brot gab. Von den Giftpflanzen. Unter den Tausenden von Pflanzen, welche die Erde hervorbringt, giebt es eine ziemliche Anzahl solcher, die da giftig sind; giftig aber nennen wir im gewöhnlichen Leben Alles, was eine heftige und verderbliche Wirkung auf den menschlichen Körper hervorbringt. Eine genaue Kenntniß derjenigen Giftkräuter, die bei und wild wachsen, ist höchst wichtig und nothwendig. Schon manches Kind und mancher erwachsene Mensch hat sich durch den Gebrauch oder Genuß solcher schädlichen Pflanzen, weil sie ihm unbekannt waren, Gesundheit, Leib und Geist zerstört, oder ist wohl gar eines qualvollen Todes gestorben. Die gefährlichsten, bei uns wild wachsenden Giftkräuter sind folgende: 1) Der Seidelbast oder Kellerhals; man nennt ihn auch Berg- pfeffer und Pfeffcrbeere. Er ist eine scharfe, giftige Pflanze. Seine schöne Blüthe — sic sieht pfirsichblüthfarben aus und steht auf 2 bis 5 Fuß- hohen Stämmchen in gedrungenen Aehren — erscheint ganz früh im März, wenn noch Alles kahl ist. Sie gleicht sehr dem Näglein und hat Geruch. Späterhin trägt die Pflanze erbsengroße, fast kugelige, fcharlächrothe Beeren und prangt gar schön in unsern Ziergärten, ebenso schön aber auch auf den waldigen Ge- birgen Deutschlands, die sich die Pflanze zur Heimath erkoren hat. Unter allen Theilen des Seidelbastes besitzen die Beeren und die geruchlose Rinde das meiste Gift. 2) Die weiße und gelbe Osterblume, auch Anemone genannt. Beide Pflanzen wachsen in feuchten Wäldchen und auf sumpfigen Wiesen; sie blühen im April. In den jungen Sprossen, der Wurzel und den Blättern ist eine Schärfe enthalten, die stark genug ist, Blasen und schmerzhafte Geschwüre zu erzeugen. Mit dem Wurzelsafte vergiften die Kamschadalen ihre Pfeile, und bringen ihren Feinden dann solche Wunden bei, die, wenn daö Gift nicht augenblikklich auögesogen wird, den Tod zur Folge haben.
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