1853 -
Frankfurt
: Trowitzsch
- Autor: Woysche, Eduard, Baumgart, Fr.
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Elementarschule, Landschule, Stadtschule
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Wilhelm von Holland (1247 — 1256) Gegtnkönigen ernennen. In
Jammer und Noth endete der große Kaiser Friedrich Ii. sein Lebe». Sein
tapferer Sohn
Konrad Iv. (1250 — 1254) konnte wegen Feindschaft der Papste nicht
zur deutschen Krone gelangen und starb in Neapel an Gift. Konradin, deö
großen Hauses letzter Sprosse, mußte auf dem Schaffot zu Neapel verbluten
(1268), weil er sein vom Papst an einen fränkischen Prinzen, Karl von Anjou,
verschenktes Erbe, Neapel und Sicilien, wieder erobern wollte. .Vierzehn Jahre
nachher, am zweiten Ostertage des Jahres 1282, brachten dir Sicilianer dem
unglükklichen Konradin ein blutiges Todtenopfer: die sicilianische Vesper.
Mit Friedrich Ii. Tode war für Deutschland abermals eine Zeit großer
Verwirrung und Verwilderung eingetreten. Denn König Wilhelm vermochte
nicht das mindeste Ansehen zu gewinnen. Nach seinem Tode meldete sich kein
deutscher Fürst für den Thron. Das Königthum hatte Bedeutung und Glanz
verloren. Die Fürsten richteten ihr Auge auf Ausländer. Die Einen wählten
Alfons, König von Eastilien, die Andern Richard von Eornwallis, einen
Bruder Heinrich Iii. von England. Deutschland hatte nun wieder einmal zwei
Könige; im Grunde genommen aber gar keinen. Denn Alfons kam nie, und
Richard nur selten nach Deutschland. Diese wilde und ordnungslose Zeit,
gewöhnlich das Interregnum genannt, ward beendigt durch die Wahl
des Grafe»
R u d o l p h s v o n H a b s b n r g (1276 — 1291). Das war ein gar frommer,
kräftiger und weiser Herr. Er wurde der Wiederhersteller des Vaterlandes. Mit
starker Hand schuf er Ruhe und Ordnung, zerstörte viele Naubburge», ließ viele
Raubritter hinrichten und stellte den inner» Frieden wieder her. Um Italien
und die Kaiserkrone hat er sich nie gekümmert und ist niemals »ach Rom
gezogen. Dagegen erwarb er durch die Besiegung deö stolzen Königs Ottokar
von Böhmen (1278) die Hcrzogthümer Oestreich, Steiermark und Krain,
belehnte damit seine Söhne ( 1282) Albrecht und Rudolph, und legte so den
Grund zu der nachmaligen Größe des östreichischen Hauses. Nach ihm folgte Graf
Rudolph von Nassau (1292— 1298). Durch Ohnmacht, wie durch
Ungerechtigkeit und Willkür verächtlich und verhaßt, wurde er abgesetzt und starb
in der Schlacht mit seinem Gegenkönige Albrecht I. von Oestreich (1298 —
1308), einem Sohne Rudolphs. Das war aber ein harter, ungerechter und
länderaieriger Fürst. Unter Andern wollte er auch die freien Reichsgebiete der
Schweiz, Uri, Schwyz und Unterwalden, durch Reichsvögte unterjochen. Die
freien Schweizer aber schlossen einen Bund und jagten mit stürmender Hand die
Vögte aus dem Lande. Dies zu rächen, rüstete er eben, als er von seinem
Neffen Johann, dem er sein Erbtheil, Schwaben, vorenthielt, ermordet ward
(1308). Nun fiel die Wahl auf den Walkern Grafen von Lüremburg,
Heinrich Vii. (1308— 1313). Dieser gewann das schöne Böhmen für sein
Haus (1310), unternahm auch einen Zug nach Italien und fand dort einen
plötzlichen Tod. Jetzt entstand ein heftiger Zwiespalt zwischen den Häusern
Oestreich und Lu rem bürg und ihren Parteien: die östreichische wählte
den Herzog
Friedrich von Oestreich (1314 — 1330); die lnremburgischc dagegen
entschied sich für
Ludwig von Baiern (1314 — 1347). Zwischen beiden Königen
entspann sich ein Kampf, verderblich für Land und Volk. Endlich unterlag
Friedrich in der blutigen Schlacht bei Mühldorf in Baiern (1322). Die edlen
Gegner aber versöhnten sich, schlossen einen Freundschaftsbund und regierten
fortan gemeinschaftlich. Friedrich starb in Frieden. Ludwig dagegen lag
sortwährend mit dem Papste in einem harten Kampfe, zog auch durch ansehnliche
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