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1. Für die Oberklassen - S. 80

1850 - Leipzig : Wöller
80 trachtet. Jetzt kam er wieder, aber in Begleitung von einem halben Dutzend Häschern. Ohne viel Federlesens wurde Franz und sein Kamerad festgenommen und ihnen ftei Logis (sprich: Loschie) angewiesen. „Was werden sie in Fürfeld dazu sagen," dachte Franz wieder, und jetzt war er froh, daß man dort nicht alles von seinen Schicksalen erfuhr, so gern er das auch vormals gewünscht hatte. Mit gutem Gewissen in der Brust, schlief Franz ruhig ein. Wie erstaunte er aber am andern Morgen, als er im Verhöre vernahm, daß er wegen seiner Stiefel, die er geraubt habe, angeklagt sei. Franz behauptete nachdrücklich, er habe darum gebetet und habe sie direct vom Himmel bekommen. Da nahm der Engländer — denn niemand anders, als dieser, hatte die Beiden verhaften lassen — ein Messer, schnitt die Doppelsohlen an den Stiefeln entzwei, zog eine Menge Banknoten, die viele tausend Gulden zu bedeuten hatten, heraus und sagte: „Diese habe ich darin verborgen, um mich vor den Räubern zu sichern." Jetzt gingen Franz die Augen auf, und er dachte daran, was ihm der Bandit gestern gesagt hatte. Er zitterte wie Espenlaub, und der Richter sah das für ein Zeichen der Schuld an. Franz aber über- legte, ob er den Banditen verrathen dürfe. Er sah fast keinen andern Ausweg. Da kam der Gefängnißwärter und brachte einen Ring, den der Bandit aus seinem Fenster geworfen hatte. Der Engländer erkannte ihn als sein Eigenthum, und nun war die Schuld des An- dern gewiß. Der Bandit gestand auch, da er überführt war, die Geschichte mit den Stiefeln ein, und Franz konnte frei und barfuß davon ziehen. Jetzt dachte er wieder an's Arbeiten, und ging nach dem Strande. Dort traf er auch den Engländer, der sich in ein Ge- spräch mit Franz einließ und Wohlgefallen an ihm zu finden schien. Der Engländer war ein höherer Offizier der Flotte, und versprach Franzen, ihm zu seinem Glücke zu verhelfen, wenn er tüchtig arbei- ten könne. Nun lernte Franz alle Seilerarbeit für die Schiffe machen, und als der Engländer zurück reiste, nahm er ihn mit. Durch Fleiß und Geschicklichkeit ward Franz in England mit der Zeit ein angesehener Mann, der Hunderte von Seilern beschäftigte. Ost, wenn er so sein Wesen übersah, dachte er: „Was würden sie in Fürfeld dazu sagen," und er nahm sich vor, wenn er hundert- tausend Gulden hätte, zurück zu kehren. Wie das aber so geht, als er die Hunderttausend hatte, wollte er nur noch dieses und jenes Geschäft machen, und so wurde er ein alter Mann mit grauen Haa- ren, der an sein Testament dachte. Wie erstaunten eines Tages die Fürfelder, als ein schwarzer Wa- gen mit schwarzbehangenen Pferden und in Trauer gekleideten Be- dienten in das Dorf kam, und die Leiche des Franz brachte, der hier
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