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1. Für die Oberklassen - S. 84

1850 - Leipzig : Wöller
84 ihrer ist eine unaussprechlich große Zahl. Darum soll der Mensch den thörichten, stolzen Gedanken, alles sei nur seinetwegen da, nicht hegen, sondern er soll an den Thieren, seinen Mitgeschöpfen, Erbar- men und Menschlichkeit üben, daß er nicht durch Grausamkeit sich selbst entwürdige, und ein Mensch ohne menschliches Wesen und Ge- fühl werde. Der nur ist und wird ein wahrhaft guter Mensch, der es für einen Frevel vor Gott hält, irgend einem seiner Mitgeschöpfe, sei's Mensch oder Thier, einen Seufzer oder einethräne auszupressen. Darum, ihr Land- und Ackerleute, die ihr euer Zugvieh ans Joch spannt, seid Menschen, seid Christen, und erbarmet euch, als Gerechte, eures Viehes! Ich will nicht sagen, daß ihr es tüchtig füttern sollt, das thut ihr von selbst; denn es ist euer Vortheil. Nein, ich fordrc mehr und andres von euch. Fluchet nicht euren Thieren! Den Fluch hört Gott. Er trifft nicht das arme, schuldlose Thier, sondern auf euer Haupt fällt er zurück! Schlaget das Thier nicht! Ihr könnt's an euer Wort gewöhnen, daß ihr der unmenschlichen Peitsche gar nicht mehr bedürfet. Ladet nicht schwerer, als euer armes Vieh ziehen oder tragen kann! Schonet's, wenn es bergauf geht! Ihr keucht ja ohne Last — denkt einmal an das arme Thier, das nun noch die Last zieht! Ihr Kutscher und Fuhrleute, übertreibt das Thier nicht! Zerschlagt eure Peitschenstiele und Knotenstöcke nicht am Thiere. O, es steht es Einer droben, dem ihr Rechenschaft geben müsset von jedem Seufzer des gemarterten Thieres, von jedem Schmerzensschrei und Acchzen der Kreatur, das ihr hervorruft! Füttert euer Thier und tränket es zur Zeit; gebt Acht auf seinenoth und sein Bedürfniß, auf seine Gesundheit und Krankheit und auf seine Wünsche. Reden kann's nicht; aber verstehen könnet ihr seine stumme Sprache doch gar leicht. Menschenfreunde, wo ihr seid, helfet, helfet dem Thiere eine Erlösung gewinnen, eine Erlösung vom Menschen und seiner Grausam- keit! Der Herr im Himmel liebt auch das Thier. Er hat es neben uns gestellt; läßt cs an den Leiden und Freuden der Erde täglich Theil nehmen, mit uns leben und sterben. Er gab dem Thiere Leben und Empfindung, Furcht und Hoffnung in seiner Weise und auf seiner Stufe und sieht und hört es stöhnen! ^ Also, ihr Menschen alle, ihr, das Ebenbild Gottes, des allliebenden Vaters: liebt das Thier, achtet es! Und du, Herr aller deiner Wesen, segne, segne dieß Wort, daß es nicht leer. zu mir zurückkehre! Amen! Nach P. Sch-Ulm.
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