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1. Für die Oberklassen - S. 90

1850 - Leipzig : Wöller
90 tief und hohl in der Ferne. Jetzt geht ein gewaltiges Rauschen und Brausen durch die Lüfte. Einzelne große Regentropfen stürzen hart aufschlagend zur Erde. Da flammt ein mächtiger, schwefelgelber Blitz und urplötzlich folgt ihm der Donner in einer solch' alles bewältigen- den, furchtbaren Stärke, als ob Himmel und Erde in Trümmer bersten sollten! Zagenden Blickes und mit demüthig gefalteten Händen überschaut der Mensch den Aufruhr der Elemente, und seine Ohnmacht und Niedrigkeit ganz erkennend, seufzt er bange: „Herr, Herr Gott! gnädig und barmherzig, sei mit uns!" Und immer feuriger flammen die Blitze, und immer mächtiger krachen und prasseln die Donner, und immer hastiger tobt und raset der Sturm, und immer schwärzer färbt sich der Himmel, und inuner dunkler wird es auf der Erde. Ein tiefes Weh! durchzuckt des Menschen banges Herz. Da entladen die finstern Wolken ihre Wassermassen. In dichten Strömen gießen sie brausend ihren Inhalt über die geängstigte Erde aus. In wenigen Minuten stehen Wege und Straßen unter Wasser, das in tobenden und polternden Gießbächen zischend und wildschäu- mend vorüberschießt. Und wieder wenig Minuten — und die sanfter strömenden Winde drängen die schlaffen und zerflossenen Wolkenge- bilde in raschem Zuge weiter; der Himmel fängt an sich zu lichten; die Donner rollen seltner und schwächer; die Blitze zucken vereinzelt und matter. Innig dankend dem Herrn der Wetter für seinen Schutz und seine Gnade blickt der Mensch froh umher und erfreut sich der erfrischenden Kühle und des würzigen Duftes, der über die Natur ausgegossen ist. Bald glänzt die Sonne wieder friedlich und klar vom hohen Himmelsdome, und ein tausendstimmiger Lobgesang wir- belt aus Flur und Wald zum Allgütigen empor! Gg. A. Winter. 91. Der Herbstmorgen. (Idylle.) 96. Die frühe Morgensonne flimmerte schon hinter dem Berge herauf und verkündigte den schönen Herbsttag, als Mikon an's Gitterfenster seiner Hütte trat. Schon glänzte die Sonne durch das purpurgestreifte, grün-und gelbgemischte Rebenlaub, das, von sanften Morgenwinden bewegt, am Fenster sich wölbte. Hell war der Himmel; Nebel lag wie ein See im Thale, und die höchsten Hügel standen, Inseln gleich, daraus empor mit ihren rauchenden Hütten und ihrem bunten herbstlichen Schmucke im Sonnenglanze; gelb und purpurn, wenige noch grün, standen die Bäume mit reifen Früchten überhangen im schönsten Gemische. Im hohen Entzücken übersah er die weit ausgebreitete Gegend, hörte das frohe Gebrüll der Heerden und die Flöten der Hirten nahe und fern, und den Gesang der muntern Vögel, die bald hoch in heller Luft sich jagten, bald tiefer im Nebel des Thales sich verloren. Staunend stand er lange so; aber in
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