1850 -
Leipzig
: Wöller
- Autor: Winter, Georg Andreas
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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find mit herrlichen, fruchtbaren Landstrichen untermischt, die wie In-
seln in einem Sandmeere liegen, und von Flüssen oder Seen gewässert
werden; hier findet das Vieh reichliche Nahrung: die genügsamen
Kameele sind aber auch mit den sparsamen, doch meistens wohlrie-
chenden Pflanzen, oder mit den Dorngesträuchen zufrieden, die in
der Wüste wachsen. Solche fruchtbare Inseln im Sande nennt man
Oasis oder Oasen. Sie werden häufig bewohnt und sind meistens
durch eine Menge Dattelpalmen verschönert, die darauf wachsen. Die
vornehmsten Produkte von Afrika überhaupt sind: Reiß, Getreide,
indisches Korn, Hülsenfrüchte, Sennesblätter, Pomeranzen, Zitronen,
Datteln, Oel, Kaffee, Zuckerrohr, Gummi, Tabak, Indigo, Baumwolle,
Kameele, Pferde, Schafe, Ziegen, Rindvieh, -Büffel, Elephanten, Löwen,
Tiger, Panther, Leoparden, Hyänen, Schakals, Antilopen, Zebras, Gir-
affen, Affen, Krokodile, Strauße, Pfauen, Papageien und viel anderes
Geflügel; Kupfer, Gold u. s. w. Auf der Nordküste von Afrika, die
reich an Städten ist, blühen auch städtische Gewerbe und Manufakturen
in Seidenwaaren, Leinwand, Leder u. s. f. Im Innern aber beschränkt
sich der ganze Kunstfleiß der Einwohner auf einige Baumwollenzeuge,
die sie zu ihrer Bedeckung weben, und dazu gehört nicht viel, denn ihr
ganzes Gewand ist ein Schurz, ihre Wohnung ein Zelt oder eine Hütte.
Mit allem, was sie sonst bedürfen zu ihrem Unterhalte, sind sie von
der Natur reichlich beschenkt worden. Vieles von dem, was sie haben,
können sie zum Handel mit den Europäern und Kaufleuten anderer
Erdtheile benutzen, wie z. B. Baumwolle, Gummi, Indigo, Kupfer,
Gold, Elfenbein, auf der Nordküste auch Getreide. Und was ver-
kaufen sie noch? — Ach, kaum sollte man es glauben — Fürsten ver-
kaufen ihre Unterthanen, Väter ihre Kinder, oder die Kinder ihrer
Nachbarn, der Freund oft seinen Freund. — Und an wen? —
An die Europäer, damit sie von diesen als Sklaven nach Amerika
geführt werden. In manchen Jahren wurden ehedem über 200,000
Neger auf solche Art verkauft, sowohl Männer, als Weiber und
Kinder. Man bezahlte 30 bis 40 Gulden für den Kopf; aber auch
mancher schöne Jüngling wurde mit allen seinen Ansprüchen auf Le-
bensglück für ein Fäßchen Branntwein und oft noch wohlfeiler hinge-
geben. Hundert Kriege wurden muthwillig angefangen, nur um Skla-
ven zu machen, und oft ganze friedliche Familien von den Soldaten
des Fürsten aus ihren Hütten geholt und auf die Schiffe gebracht.
Doch dieser abscheuliche Menschenhandel hat in den neuesten Zeiten
sehr abgenommen, und es ist von den Engländern, Holländern, Fran-
zosen und Amerikanern beschlossen worden, ihn ganz abzuschaffen.
Im Innern von Afrika wird er aber leider! fortdauern.
Dieser innere Verkehr wird durch Caravanen geführt, die mit Salz,
Datteln, Goldstaub und andern Waaren, auch vorzüglich mit Skla»