1850 -
Leipzig
: Wöller
- Autor: Winter, Georg Andreas
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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die <m denselben vermittelst kleinerer Stäbe nach allen Seiten aus-
gespannt wurde. Diese Bekleidung bestand anfänglich aus Thier-
häuten; später aber, nach Erfindung der Spinn- und Webekunst,
aus Leinen. Unter solchen tragbaren Zelten wohnte der Hirt mir
Weib und Kind, ruhig und vergnügt, umgeben von seinen Heerden,
die im fröhlichen Gedränge um ihn herum weideten, oder die vollen Euter
zur Labung ihnen entgegen trugen. Die Bibel nennt uns Jabal
als den ersten, welcher unter Zelten wohnte. War die Gegend
wasserlos, so grub man eine Grube, Cisterne genannt, — um
hierin das Regenwasser zu sammeln. Noch jetzt ziehen ganze
Völkerschaften, z. B. die Araber, so mit ihren Heerden umher. Von
dieser wandernden Lebensart nennt man sie mit einem griechischen
Worte: Nomaden. Das anmuthigste Gemälde des Nomadenle-
bens stellt uns die Bibel aus der Zeit nach der Sündfluth in der
Geschichte der Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob auf.
Auch die Viehzucht stand im Alterthume in hohem Ansehen. Selbst
Könige und Königssöhne beschäftigten sich mit derselben. So wurde
David von seiner Heerde weg zum Throne berufen. Th. B. Weiter
3. Wie Jagd.
234 Die immer weitere Trennung führte auch manche Men-
schen in solche Gegenden, die sich weder für den Ackerbau, noch für
die Viehzucht eigneten. Ungeheure Wälder bedeckten den Boden und
bargen in ihrem Dickichte eine Menge großer und kleiner Thiere, die
mit ihrem Geheule die ganze Gegend erfüllten. Die Noth machte
den Menschen kühn. Er nahm seine Waffe, trat in den Wald und
wurde Jäger. Das rohe Fleisch des erschlagenen Thieres stillte
seinen Hunger, das warme Blut desselben war sein köstlichstes Ge-
tränk. Die abgezogene Haut hing er sich selbst um, und freuete sich
hoch auf, dem furchtbaren Naubthiere so ähnlich zu sein. Von nun
an war Jagd seine liebste Beschäftigung. Er suchte seine Waffe zu
verbessern und sann auf allerlei List. Hier lauerte er im Hinterhalte,
dort lief er über Berg und Thal mit der Keule hinter dem wilden
Thiere her. In Höhlen, welche die Natur selbst in Bergen und
Felsen gewölbt hat, ruhte er von blutiger Arbeit für das neue Ge-
würze des Tages aus, — Andere führte die Wanderung an Meere
und Flüsse, wo Fischfang den Hunger stillen lehrte. Noch jetzt ver-
zehren manche wilde Völker die erjagten Thiere eben so roh. Ihre
Zähne, die nicht durch künstlich zubereitete Speisen verdorben find,
sind äußerst scharf. Sie zerkauen das rohe Fleisch eben so leicht
wie wir das gekochte. Th. B. Welt-r.
Winter, Lesebuch. Ii.'
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