1850 -
Leipzig
: Wöller
- Autor: Winter, Georg Andreas
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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arte von Stein oder der Keulen von Holz, sowie der Schleudern und
der Steine. Zur einzigen Schutzwaffe diente ein Schild, der vier-
eckig, auch wohl lang, schmal und rund vorkommt, aus Holz oder
Weidenruthen bestand und mit Farben bemalt war. Wer den Schild
im Stiche ließ, wurde für ehrlos erklärt und allgemein verachtet.
Panzer, Helme und Schwerter wurden erst seit den Kriegen mit den
Römern bekannt, erbeutet und von Einzelnen getragen. Statt der
Helme trugen sie auch Felle von Thierköpfen. Die Schlachtordnung
war meist in Keilform ausgestellt, um die Feinde desto leichter
zu durchbrechen; sie fochten übrigens in Haufen nach Gauen und
Stämmen. Vor der Schlacht stimmmten sie ihre Heldenlieder
an, Hörner von Erz oder von Auerochsen schmetterten darein und
Trommeln, nämlich Felle über Körbe gespannt, wurden gewirbelt und
die Schilde zusammengeschlagen. Je näher der Angriff kam, desto
wilder und verworrener wurde der Schlachtgesang, welcher zuletzt in ein
furchtbares Schlachtgeschrei (barritus) ausartete, das durch die vor den
Mund gehaltenen hohlen Schilder grausenhafter wurde und nicht daran
gewöhnte Ohren mit Entsetzen erfüllte. Den Hauptkern des Heeres
bildete das Fußvolk; im Vortreffen standen die hurtigsten und kräf-
tigsten Jünglinge, und zwischen ihnen die Reiter, welche ohne Sattel
auf ihren dauerhaften Pferden wie angewachsen saßen und mit den
Fußgängern gemeinsam den Kampf bestanden. Die Jünglinge flogen
mit den Reitern, an den Mähnen sich festhaltend, einher. Karl Haltaus.
16. Hermann und die Kefreiungsschiacht im Teutoburger
Walde.
249. Unter der Regierung des ersten römischen Kaisers Au-
gustus machten die Römer große Anstrengungen, Deutschland zu er-
obern. Mehre Kriegszüge hatten sie schon unternommen, und die
Gegenden zwischen der Weser und dem Rheine waren ihnen dem An-
scheine nach gänzlich unterworfen. Varus, der gegen das Jahr
9 nach Christi Geburt in Deutschland den Oberbefehl führte, hielt
schon auf römische Weise Gericht in den deutschen Gauen, und ließ
nach römischer Sitte die Beile mit den Ruthenbündeln vor sich her-
tragen , welche ein Zeichen seines Rechtes über Leben und Tod und
körperliche Züchtigung sein sollten. Eine Züchtigung aber mit Schlä-
gen wäre dem freien deutschen Manne die entsetzlichste Beschimpfung
gewesen, und das Recht über sein Leben räumte er keinem Menschen,
sondern allein der Gottheit ein.
Dennoch wurde der Unwille lange Zeit nicht laut, und Varus
hielt die Herrschaft der Römer in Deutschland für fest begründet. Aber
so dachte Hermann oder Arminius, ein edler deutscher Mann
vom Volke der Cherusker, nicht. Das Joch eines fremden Volkes,