1850 -
Leipzig
: Wöller
- Autor: Winter, Georg Andreas
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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und Künsten widmete, und sich in Abgeschiedenheit von der Welt
zum Regenten und Helden ausbildete.
Am 31. Mai 1740 starb Friedrichs Vater, und hinterließ ihm
ein^ blühendes Reich, einen gefüllten Schatz und ein schlagfertiges,
trefflich geübtes, 70,000 Mann starkes Heer. Friedrich war sogleich
bemüht, sein Reich noch mehr auszubilden und zu vergrößern. In seiner
jungen feurigen Seele glühte ein Heldenmuth und ein Thateneifer,
den der kurzsichtige Vater nie geahnt hatte. Bald fand sich eine er-
wünschte Gelegenheit, der Welt zu zeigen, was in ihm lag. Das
Lrandenburgische Haus hatte nämlich durch Erbverträge gegründete
Ansprüche auf die schlesischen Fürstcnthümer. Liegnitz, Brieg,
Wohlau und Jägerndorf, welche Kaiser Leopold nach dem Tode
des letzten Fürsten von Liegnitz eingezogen hatte, ohne die Rechte
seines Nachbarn zu beachten. Friedrich Ii. nahm sich jetzt vor, sie
mit den Waffen in der Hand wieder zurück zu fordern. Keine er-
wünschtere Gelegenheit dazu konnte sich zeigen, als der Tod Kaiser
Karls Vi., der am 10. Oktober 1740,— 6 Monate nach Friedrichs
Thronbesteigung, — starb, und nur einetochter, Maria Theresia,
als Erbin seiner Staaten hinterließ. Friedrich verlangte von der-
selben zuerst die freiwillige Abtretung jener vier Fürstenthümer, und
erbot sich dagegen, sie mit Heeresmacht gegen alle ihre Feinde zu ver-
theidigen, auch ihrem Gemahle seine Stimme bei der Kaiserwahl zu
geben; da aber die Kaiserin sich im Wege des Vergleiches nicht dazu
verstehen wollte, so war er selbst der erste, der feindlich in ihr
Land fiel; er besetzte den größten Theil von Schlesien, schlug ihren
Heerführer Neuperg in der Schlacht bei Molwitz, eroberte einen
festen Platz nach dem andern, und erzwang schon im folgenden Jahre
den Frieden, durch welchen ihm Schlesien und die Grafschaft Glatz
abgetreten wurde, jedoch mit Ausnahme von Troppau, Jägerndorf
und Teschen. Schon wenige Jahre darauf (1744) war aber zur Be-
hauptung dieser Besitzungen ein zweiter Krieg nöthig, der für Fried-
rich rühmlicher endete, als er angefangen hatte; denn nachdem dieser
im ersten Jahre mit großem Verluste aus Böhmen zurückgedrängt
worden war, wurde im zweiten Jahre durch mehre glänzende Siege
der Dresdener Friede erkämpft (1745), durch welchen die Bedingungen
des vorigen Friedens bestätigt wurden.
Elf Jahre lang konnte jetzt Friedrich die Ruhe des Friedens
zum Wohle seiner Völker benutzen. Er verbesserte die Gesetzgebung,
suchte den Ackerbau, die Fabriken und den Handel in Aufnahme zu brin-
gen, und den Mängeln in der Verwaltung abzuhelfen. Einsichtsvolle
Staatsminister, wie Zedlitz, Graf Herzberg re. unterstützten ihn
in seinen Bemühungen.
Maria Theresia, deren Gemahl indessen den deutschen Kaiser-