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1. 2 - S. 71

1856 - Breslau : Leuckart
Heinrich der Vierte. 71 Aemter, von denen sie nichts verstanden und die sie nur als reiche Erwerbsquelle ansahen. Umsonst hatten sich bisher die Päpste ins Mittel gelegt. Jetzt, als das Uebel den höchsten Grad erreicht hatte, saß auf dem päpstlichen Stuhle Gregor Vh., ein Mann von großer Umsicht und eiserner Festigkeit. Mit tiefer Betrübniß sah er die Gebrechen der Zeit, und um von Grund aus zu helfen, sprach er den Fürsten das Recht ab, geistliche Aemter zu vergeben, ja auch die weltlichen Aemter sollten Geistliche nur aus den Händen des Papstes em- pfangen. Dem Papste sollten Kaiser, Könige und Fürsten mit all ihrer Macht untergeben sein — wie das Kreuz sinnbildlich über dem Reichsapfel steht, der die Erde vorstellt, so sollte die kirchliche Macht über der weltlichen stehen. Da der Kaiser den Ermahnungen des Papstes, die Verlei- hung kirchlicher Aemter zu unterlassen, nicht Gehör schenkte, so entstand eine unselige Spaltung in Deutschland und Italien. Zwei große Parteien bildeten sich: die eine hielt es mit dem Könige, die andere mit dem Papste. Letztere gewann starken Zuwachs durch die Sachsen, denen sich alle übrigen Mißvergnügten anschlossen. Heinrichs Ansehn war dahin; kein Vasall erschien ihm zur Hilfe, ja die deutschen Fürsten drohten einen andern König zu wählen, wenn Heinrich sich nicht binnen Jahresfrist vom Banne löste, der über ihn ausgesprochen worden war. Da zog der Unglückliche als Büßender über die Alpen im Winter 1077. Selbst da noch bereitete man ihm viele Hindernisse; er mußte große Umwege machen, um denen zu entgehen, welchen eine Aussöhnung nicht willkommen war. Kaum dem Gemsjäger bekannte, fast ungang- bare Pfade stieg er mit den Seinen mühsam hinab; die größte Eile war nöthig und der Hindernisse so viele. Endlich war der Gipfel erreicht, aber die Gefahr nicht verringert. Die Wege wa- ren abschüssig und glatt; die Männer krochen auf Händen und Füßen, die Frauen wurden in Schläuchen von Ochsenhäuten an Seilen hinabgelassen, den Pferden band man die Beine zusammen und ließ sie heruntergleiten. Alles das ertrug Heinrich im Gefühl seiner Schuld. Aber kaum hatte er Verzeihung erhalten, kaum war er vom Banne erlöst, so vergaß der Leichtsinnige sein Ver- sprechen und erbitterte alle Gemüther wiederum. Die deutschen Fürsten wählten nun wirklich Rudolph von Schwaben zum Könige und es kam zum Kampfe. — Rudolph erlag, und Heinrich, durch sein Glück übermüthig geworden, zog mit Heeresmacht nach Ita- lien gegen den Papst. Wieder wurde er in Bann gethan; der Papst Gregor starb, aber Heinrich kam nicht zur Ruhe. Zwar überwand er noch einen Gegenkönig, Hermann von Luxemburg, auch die Sachsen wurden des Kampfes müde; aber sein eigner
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