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1. 2 - S. 115

1856 - Breslau : Leuckart
Kirchentrennung. Luther. 115 ming, sonst auch Reformation genannt, wurde hauptsächlich durch den Mißbrauch, welchen Unbesonnene mit dem Ablasse trie- den, veranlaßt. In den ersten Zeiten pflegte die Kirche die gröbern Uebertre- tungen der göttlichen Gebote streng zu bestrafen. Für öffentliche Sünden wurden auch öffentliche Bußwerke auferlegt. Die Theil- nahme am Gottesdienste war den Büßenden versagt, nur am Eingänge des Gotteshauses durften sie im demüthigen Bußkleide stehen. Eine solche Bußübung währte oft mehrere Jahre hindurch, wurde aber auch zuweilen durch den Ablaß der Bischöfe gemildert. Sie kürzten die durch Kirchengesetze bestimmte Büßung entwe- der ab, oder verwandelten sie in Uebungen guter Werke. So bot der Papst Urban Ii. allen Kreuzfahrern vollkommenen Ablaß an, das heißt er verordnete, daß Alle, die ihre Sünden mit reui- gem Gemüthe beichteten und an den Kreuzzügen Theil nahmen, wegen der Gefahren und Mühseligkeiten, denen sie sich im Dienste der Kirche aussetzten, von den kirchlichen Strafen befreit sein soll- ten, welchen sie sich sonst hätten unterwerfen müssen. Später ward auf der Kirchenversammlung zu Lyon dieser Ablaß auch auf solche ausgedehnt, die zu Hause blieben und den Kreuzzug durch freiwillige Gaben an Geld unterstützten. Seit jener Zeit fingen die Ablässe an häufig zu werden, und man ertheilte sie auch denen, welche Beiträge zur Erbauung von Kirchen und Schulen leisteten. * So geschah es auch kurz vor der Kirchenlrennung. Leo X., der 1513 zum Oberhaupte der katholischen Kirche gewählt worden war, faßte bald nach dem Antritte seines oberhirtlichen Amtes den Entschluß: das Denkmal des Apostelfürsten, die Peterskirche zu Rom, zu vollenden, zu der sein Borgänger Julius Ii. den Grund gelegt hatte. Dieser Dom sollte ein Bau der ganzen Christenheit, der Nationen und Völker werden; Alle sollten dazu nach Kräften beitragen, wie ja Alle Glieder der einigen heiligen Kirche sind. Das Mittel hierzu war der Ablaß; denn nur auf diese Weise konnte Jeder ohne Rücksicht auf Stand und Geschlecht, vom schwa- chen Kinde bis zum gebückten Greise, der Reiche wie der Bettler sich am Baue betheiligen — die Einen mit irdischen Gaben, die Andern mit Gebeten — und während sie Gott einen christlichen Völkerdom errichteten, erbauten sie sich selbst zu erneueten Tempeln des heiligen Geistes. Ein so erhabenes Ziel zu erreichen, schrieb der Papst Leo X. einen Ablaß im Jahre 1515 aus und übertrug die Ausführung desselben im nördlichen Deutschland dem Erzbischöfe von Mainz, Albrecht, einem gebornen Markgrafen von Brandenburg. Dieser bestimmte den Dominikanermönch Johann Tetzel, den Ablaß zu verkündigen. 8*
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