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- S. 393
1856 -
Breslau
: Leuckart
- Autor: Rendschmidt, Felix
- Hrsg.: Kühn, Franz
- Auflagennummer (WdK): 211
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Das Pflanzenreich.
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Frucht ist der Pfirsiche gleich', sie platzt nach einer Seite,
und die Nuss, mit einem netzartigen Gewebe umgeben, tritt
hervor. Dieses Gewebe wird unter dem falschen Namen
Muskatenbläthe verkauft. Die Nüsse iverden in Seewasser
getaucht, gedörrt, dann verschickt. Die ostindische Insel
Banda ist die Heimath dieses Baumes.
Die Ceder. Sie gehört zu dem Geschlechte des Na-
delholzes, ist aber weder Tanne noch Fichte, auch nicht
Lärchenbaum, obschon die jungen Ccdern Aehnlichkeit mit
diesem haben. Das ausgezeichnet Schöne der Ceder besteht
in den schroffen, kräftigen, sich weit ausdehnenden Aesten,
in der Dauerhaftigkeit des Holzes, dem Wohlgeruch des-
selben und, was keine Baumart mit dieser gemein hat, in
der grossen Sprödigkeit, sogar bei den zartesten Zweigen,
die wie Glas brechen. Die Aeste sind sehr dicht mit lsadeln
in Büscheln beivachsen, überaus dünn und von lebhaftem
Grün. Zu Salomo's Zeiten scheint die Ceder grösser ge-
worden zu sein als jetzt, da sie zum Tempelbau angewandt
wurde. Jetzt findet man sie nur von 30 Fuss Höhe. Sie
wächst auf dem Libanon und Taurus. Die amerikanische
Ceder ist ein ganz anderer Baum.
Die Königspalme. Diese nordamerikanischen Pal-
men wachsen so dicht zusammen, dass kaum ein Vogel
hindurch kann. Die steifen Blätter, welche fast wagerecht
stehen, sind für Menschen und Thiere so undurchdringlich,
als wäre es eine Soldatenreihe, welche die Flintenspiesse aus-
streckt. Die Blume dieses Gewächses ist mit einem Kelch-
kranze von Schwertblättern umgeben und hat eine hellgrüne
Farbe; die Kronenblätter sehen silbcrweiss aus. In den
gurkenartigen Früchten, die recht gut schmecken, befiyidet
sich eine schöne Purpurfarbe.
Die Kokospalme gehört zu den berühmtesten Pal-
men. Sie hat einen knotigen, 70 Fuss hohen Stamm,
wächst gern im feuchten Sande und trägt Nüsse von der
Grösse eines Kind er köpf es. Die Blätter sind 5 Ellen lang,
1 Elle breit und gefiedert. Die Nuss ist lämglich rund; unter
der gelben Haut liegt etwa 3 Zoll dick ein brauner Bast
und unter demselben die eigentliche steinharte Nussschale;
darin sitzt der Kern, und wenn die Nuss noch nicht reif ist,
ein milchiger, süsser Saft. Eine einzige Nuss sättigt einen
Menschen mit Speise und Trank. Aus dem Kerne presst
man ein trefjlicjtes Oel, das man als Butter und in den
Lampen gebraucht. Die harte Schale wird zu Gefässen,
Stockknöpfen und andern Sachen verarbeitet. Aus dem