1861 -
Trier
: Leistenschneider [u.a.]
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Elementarschule
- Regionen (OPAC): Trier
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Als der Ritter dies gesehen hatte, kniete er nieder und
betete. —
Als er nun aus der Kapelle trat, begegnete ihnl ein Bote
von Ritter Bruno, und dieser sprach: Ich wollte zu euch. Unser
Herr begehrt euer; denn er liegt hart darnieder. Da ging Hil-
debrand hin. Als er in den Saal trat, wo der Ritter lag, rief
Bruno: Ach, vergib mir mein Vergehen! Ich habe dich schwer
beleidigt.
Da sagt der andere mit freundlichen Worten: Lieber Bruder,
ich habe dir nichts zu vergeben in meinem Herzen. — Und sie
reichten einander die Hände, umarmten und trösteten sich und
schieden in herzlicher Liebe.
Da leuchtete dem heimkehrenden Ritter die Abendröthe lieb-
licher, als die Morgenröthe.
29. Das Kreuz am Wege.
In des Waldes öder Schlucht,
Im verlassenen Gehege,
Vom Getümmel unbesucht,
Steht das alte Kreuz am Wege.
Kommt der Wand'rer ganz allein
Aus dem rauhen, leeren Stege,
Ladet ihn so freundlich ein
Dort das alte Kreuz am Wege.
„Fremdling, setze dich zu mir,
Und der süßen Ruhe pflege;
Weilte doch schon Mancher hier
Bei dem alten Kreuz am Wege.
Rur getrost das müde Haupt
Dort in meinen Schatten lege;
Süße ruhten, die geglaubt,
Bei dem alten Kreuz am Wege.
Ob die Roth und Lebenspein
Stürmisch sich im Herzen rege;
Manche lernten sich schon freu'n
Bei dem alten Kreuz am Wege,
Zogen neu gestärket fort
Auf der Wildniß ödem Stege,
Kamen zu der Heimath Ort
Von dem alten Kreuz am Wege."
30. Die Prozession.
Prozessionen gehören zu den höchsten Feierlichkeiten der
Kirche. Bei denselben begleiten wir in feierlichen Chören unsern
Heiland im heil. Altarssakramente. Unter Jubel- und Dank-
liedern und Glockengeläute bewegt sich der Zug in gemessener
Ordnung aus der Kirche. Voran wird das Kreuz, das Zeichen
des Menschensohnes getragen. — Mit demselben an der Spitze
zieht die Jugend voraus. Sie bereitet gleichsani dem Heilande
den Weg, und ahmet jenen Kindern zu Jerusalem nach, welche
dem Sohne Davids das Hosanna sangen. Den Kindern schlie-
ßen sich die verschiedenen Abtheilungen der Gemeinde an mit
hochwehenden Fahnen, den schönen Sinnbildern der treuen Ei-
nigkeit und des Sieges. Manche von ihnen tragen brennende
Kerzen, zum Zeichen des erleuchtenden Glaubens und der bren-
nenden Liebe zu Christus.