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1. Drittes Lesebuch - S. 24

1861 - Trier : Leistenschneider [u.a.]
24 Der Priester geht im feierlichsten Gewände mit dem Aller- beiligsten unter dem sogenannten Tragehimmel. Weihrauchdüfte steigen empor, um das fromme Gebet anzudeuten, das der fromme Gläubige zum Himmel sendet. Selbst der Weg, über den der Zug geht, ist mit Blumen bestreut, damit auch die leblose Natur das Jubelfest ihres Schöpfers verherrlichen helfe. In der katholischen Kirche herrscht auch noch der schöne Gebrauch, daß die Gemeinden, namentlich auf dem Lande, in Prozession ihre Feldflur ganz oder theilweise, singend und betend durchwallen. — Es ist in Wahrheit ein erhebender Anblick — eine ganze gläubige Gemeinde, nach Alter und Geschlecht wohl- geordnet, das Bildniß des Gekreuzigten und den Priester in der Mitte, die flatternden Fahnen voran, in dem großen Tempel der Natur dem allmächtigen Herrn des Weltalls ihre Anbetung darbringen zu sehen, und abwechselnd bald Lieder des Lobes, bald be<3 Dankes und der kindlichen Bitte erschallen zu hören. Es ist ein schönes Zeugniß des heil. Glaubens an die Allge- genwart und Allwirkiamkeit des Allerhöchsten. Auch ist es eine rührende und erbauliche Nachahmung des Heilandes, welcher ebenfalls öfter in dem großen Gotteshause der Natur die Sei- nigen um sich her versammelte, und in den schönen Werken Gottes den allwirkenden Schöpfer und Vater erkennen lehrte. Es ist wahrhaft erhebend, wenn Väter und Mütter, Jünglinge und Jungfrauen, Kinder und Greise, Arme und Reiche, Vor- nehme und Geringe, — Alle, wie eine fromme Familie, entblößten Hauptes, langsam feierlich dahin wallen, und, den Blick bald zum Himmel, bald auf die weiten Fluren gerichtet, voll Andacht wie aus Einem Munde singen: Blick', o Gott! mit Wohlgefallen Auf die Flur, die wir durchwallen! Unser Herz erweitert sich, Denn es fühlt als Vater dich. Freudig streuten wir den Samen; Denn wir streuten ihn im Namen Dessen, der mit einem Ruf, Erde, Sonn' und Pflanze schuf. Säen, Pflanzen hilft noch wenig, Das Gedeihen gibt kein König; Keiner hat mit aller Macht Nur ein Blatt hervorgebracht. Der so schön die Blumen kleidet, Der so mild die Vögel weidet, Alles nährt in Feld und Hain, Wird auch unser Vater sein. Laß mit Frucht den Baum sich schmücken, Reich an Korn den Halm sich bücken; An der Rebe Trauben glüh'n, Wiesen für die Heerden blüh'n! Schone, Vater! in Gewittern; Schone, wenn wir flehend zittern! Ruf' uns ab von bösen Wegen, Und dein Donner bringe Segen. Ruhen lassen wir den Samens In des Allbclebers Namen, Der den Leib in Gräber sä'st, Bis er glorreich aufersteht.
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