1861 -
Trier
: Leistenschneider [u.a.]
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Elementarschule
- Regionen (OPAC): Trier
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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mich heute zu sich nähme; — aber ich kann ja noch gehorsam
sein. Gott beuge meinen zum Leiden unwilligen Sinn!" —
Er verlangte die Gebete für Sterbende. Bald darauf klagte er
über heftigen Schmerz und über Beängstigung, und sprach: „Das
ist Todeskampf !" — seine Gemahlin sagte ihm hier die Worte
Christi: Ich bin die Auferstehung und das Leben," worauf er
hinzufügte: „und wer an mich von Herzen glaubt, der stirbt
nicht!" — Ein nahestehender Arzt machte die Bemerkung, er
glaube nicht, daß es einen Sünder geben könne, der bei dem
Anblicke des schon halb Verklärten nicht tief erschüttert würde
und sich bekehrte. — Gegen ein Uhr Nachmittags verlangte er,
alle die Seinigen zu sehen. Es war ein rührender Anblick, wie
alle seine Lieben gedrängt um sein Sterbebett knieten. Erblickte
mit zärtlichem Wohlgefallen umher und sprach dann mit matter,
aber feierlicher Stimme: „Ich bin hier vor dem Angesichte des
allgegenwärtigen Gottes, des f Vaters, des f Sohnes und des
f heiligen Geistes, und flehe zu Ihm, den ich immer angebetet
habe, er möge uns Alle durch Glauben, Hoffnung und Liebe
umschlingen, daß Keines fehle und wir Alle einst vereint werden
am Throne des Allerhöchsten. — Alle meine Kinder und Haus-
genossen und alle meine Freunde und Bekannten bitte ich herz-
lich um Verzeihung wegen meiner Lieblosigkeiten, und bitte Gott,
er möge den Schaden von ihren Seelen wegnehmen und die
Folgen davon nicht auf sie, sondern auf mich legen. Ich bitte
all' meine Kinder, für mich und für uns Alle zu beten. Der
Geist des Herrn möge mich und uns Alle mit seiner Liebe er-
füllen, damit wir Alle Eins seien, wie der Vater in dem Sohne.
Sollte eines meiner theuren Kinder oder einer meiner lieben
Verwandten etwa glauben, daß irgend Jemand sich an mir ver-
sündigt oder mich beleidigt habe, so beschwöre ich ihn, es nicht
zu rügen, sondern nur für diese Person im Stillen zu beten,
von der er es glauben möchte. — Nun, meine theuren, innigst
geliebten Kinder! wollte ich euch nur noch Eines an das Herz
legen. Wir sind Menschen, wir Alle sündigen; aber haltet
nur immer denk Heiland euer Herz offen, schämet euch seiner
nie. Denn auf wen, ach! auf wen sonst könnten wir unsere
Hoffnung setzen, wenn uns des Todes kalte Hand auf dem
Sterbebette ergreift!" — Nach einiger Zeit rief er mit In-
brunst aus: „Herr Jesu, du Sohn David's, du Heiland der
Sünder, erbarme dich meiner!" — Nun überfiel ihn ein Frost.
Er ries den Arzt und fragte: „Wann wird es wohl mit mir
enden?" — Dieser erwiederte: „Bei ihrem lebendigen Glauben
und Verlangen auf Gott darf ich es ihnen sagen: Es wird
nicht Mitternacht für sie!" „Gottlob!" sprach er, die beiden