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1. Drittes Lesebuch - S. 108

1861 - Trier : Leistenschneider [u.a.]
108 mich heute zu sich nähme; — aber ich kann ja noch gehorsam sein. Gott beuge meinen zum Leiden unwilligen Sinn!" — Er verlangte die Gebete für Sterbende. Bald darauf klagte er über heftigen Schmerz und über Beängstigung, und sprach: „Das ist Todeskampf !" — seine Gemahlin sagte ihm hier die Worte Christi: Ich bin die Auferstehung und das Leben," worauf er hinzufügte: „und wer an mich von Herzen glaubt, der stirbt nicht!" — Ein nahestehender Arzt machte die Bemerkung, er glaube nicht, daß es einen Sünder geben könne, der bei dem Anblicke des schon halb Verklärten nicht tief erschüttert würde und sich bekehrte. — Gegen ein Uhr Nachmittags verlangte er, alle die Seinigen zu sehen. Es war ein rührender Anblick, wie alle seine Lieben gedrängt um sein Sterbebett knieten. Erblickte mit zärtlichem Wohlgefallen umher und sprach dann mit matter, aber feierlicher Stimme: „Ich bin hier vor dem Angesichte des allgegenwärtigen Gottes, des f Vaters, des f Sohnes und des f heiligen Geistes, und flehe zu Ihm, den ich immer angebetet habe, er möge uns Alle durch Glauben, Hoffnung und Liebe umschlingen, daß Keines fehle und wir Alle einst vereint werden am Throne des Allerhöchsten. — Alle meine Kinder und Haus- genossen und alle meine Freunde und Bekannten bitte ich herz- lich um Verzeihung wegen meiner Lieblosigkeiten, und bitte Gott, er möge den Schaden von ihren Seelen wegnehmen und die Folgen davon nicht auf sie, sondern auf mich legen. Ich bitte all' meine Kinder, für mich und für uns Alle zu beten. Der Geist des Herrn möge mich und uns Alle mit seiner Liebe er- füllen, damit wir Alle Eins seien, wie der Vater in dem Sohne. Sollte eines meiner theuren Kinder oder einer meiner lieben Verwandten etwa glauben, daß irgend Jemand sich an mir ver- sündigt oder mich beleidigt habe, so beschwöre ich ihn, es nicht zu rügen, sondern nur für diese Person im Stillen zu beten, von der er es glauben möchte. — Nun, meine theuren, innigst geliebten Kinder! wollte ich euch nur noch Eines an das Herz legen. Wir sind Menschen, wir Alle sündigen; aber haltet nur immer denk Heiland euer Herz offen, schämet euch seiner nie. Denn auf wen, ach! auf wen sonst könnten wir unsere Hoffnung setzen, wenn uns des Todes kalte Hand auf dem Sterbebette ergreift!" — Nach einiger Zeit rief er mit In- brunst aus: „Herr Jesu, du Sohn David's, du Heiland der Sünder, erbarme dich meiner!" — Nun überfiel ihn ein Frost. Er ries den Arzt und fragte: „Wann wird es wohl mit mir enden?" — Dieser erwiederte: „Bei ihrem lebendigen Glauben und Verlangen auf Gott darf ich es ihnen sagen: Es wird nicht Mitternacht für sie!" „Gottlob!" sprach er, die beiden
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