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1. Drittes Lesebuch - S. 114

1861 - Trier : Leistenschneider [u.a.]
114 Größe nicht vermuthen sollte. Er macht Sprünge von zwölf bis sechszehn Fuß. Einst sah man auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung einen Löwen eine junge Kuh im Maule tragen, und ob er schon deren Beine auf der Erde fortschleppte, so lief er doch eben so leicht dahin, wie eine Katze mit einer Ratte. Auch sprang er ohne die geringste Mühe über einen Graben. Eben die Muskelkraft äußert er in der geschwinden Veränderung der Gesichtszüge, der Falten auf der Stirn und in den Bewegun- gen des Schwanzes, die so heftig sind, daß er einen Menschen damit zu Boden schlagen kann. Wenn der Löwe hungrig ist, so richtet er seine Mähne in die Höhe, schüttelt sich und schlägt mit dem Schwänze auf den Rücken. In einem solchen Falle wirft er Alles um, was ihm in den Weg kommt; richtet er aber seine Mähne nicht auf und wedelt er nicht mit dem Schwänze, so hat man Nichts zu besorgen. Doctor Sparmann theilt folgende Nachricht vom Löwen mit: Der Löwe bemächtigt sich seines Raubes fast jedes Mal vermittelst eines Sprunges. Er lauscht des Abends und Nachts im Hinterhalte oder schleicht sich still und behutsam auf dem Bauche vorwärts, bis er glaubt nahe genug zu sein; plötzlich springt er alsdann auf die Beute los und schlägt seine Klauen lief ein; springt er aber fehl, so verfolgt er seine Beute nicht weiter, sondern geht beschämt zurück und mißt langsam Schritt für Schritt die richtige Länge ab, um zu sehen, wie viel sein mißlungener Sprung zu kurz war. Den Thieren lauert er gern an Quellen und Flüssen auf, wo sie ihren Durst zu löschen suchen; nur größere Thiere fällt er an, kleinere verachtet er. Ein alter Hottentott, erzählt Sparmann, sah am Sonn- tagsflusse einen Löwen in weiter Entfernung, der ihm zwei ganze Stunden lang nachfolgte. Er schloß daraus mit Recht, daß der Löwe nur auf die Nacht warte, um über ihn herzu- fallen. Da er die Art kannte, wie der Löwe seine Beute fängt, so suchte er eine Stelle auf, die oben flach und an der einen Seile steil und steinig war. Er ließ sich am Rande des Ab- hanges nieder und sah zu seinem nicht geringen Erstaunen, daß der Löwe auch da stand und den Abstand betrachtete. Als es dunkel wurde, rückte der Hottentott weiter vorwärts und nahm seinen Platz unterhalb des Randes des Abhanges in einer Kluft. Um aber den Löwen zu täuschen, steckte er seinen Hut und sei- nen Wamms auf seinen Stock und machte damit um sich her einige Bewegungen. Es dauerte nicht lange, so kam der Löwe wie eine Katze herbeigeschlichen und maß seinen Satz so genau ab, daß er sammt der täuschenden Figur den Abhang hinunter- stürzte.
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