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1. Drittes Lesebuch - S. 122

1861 - Trier : Leistenschneider [u.a.]
121 Das Pferd. Munter hüpft das Füllen auf grünem Rasen, sträubt die kurze krause Mähne, schwingt sich leicht wie ein Hirsch über die Hecke, schlägt die kleinen Hufe hoch in die Lüfte, und wie ergriffen vom Windstoße stürzt es fort, steht plötzlich, und plötzlich wieder umkreist es die ruhig weidende Stute, von ihren Blicken sorgsam bewacht. Schon verrathen die schlanken Glieder künftige Kraft und Behendigkeit sein dunkles, großes Auge Muth, sein Spiel die Kampflust. Es wächst zum Hel- den, zum beharrlichen Gefährten, zum Freunde des Menschen, treu bis in den Tod heran. Edel ist das Pferd, wie aus Erz gegoffen, so fest steht es da, und dennoch schlank wie ein Reh und so friedlich. Sicher ist sein Gang, stolz trägt es sein Haupt mit schön gewölbter Stirn und Nase; das runde, rege Auge mit dem schwarzen Glanze erspäht den Feind, mit grünem Scheine erleuchtet es den dunkeln Pfad. Es spielt mit dem spitzen Ohre, erfaßt den verlornen Laut, stutzt, und warnt seinen Reiter. Zur Seite des schlanken, glatten Nackens fällt die seiden- schimmernde Mähne. Seine Brust, voll und weich, wie die des Schwans, stellt sich keck der Gefahr entgegen und der glatte Leib ruht sicher auf festen Lenden, auf nervigen Füßen. Die eisenfesten Hufe stampfen un- geduldig den Boden, der volle, glänzend schwarze Schweif fließt ruhig über das gewölbte Kreuz zur Ferse nieder. Auf des Reiters Wink springt es auf wie ein Luchs, rennt da- von, den Hals gestreckt wie ein Adler im Fluge, wie ein Adler leicht, berührt es kaum die Erde, und es fliegt sein Schweif ihm nach. Die Bäume fliehen wie Schatten vorüber, der Boden weicht, als stürze er hinter ihm in den Abgrund. Unter dem Hufe zerbersten die Kiesel, Funken sprühen umher, es fährt über die feurige Bahn eine schwarze Wolke auf ihren Blitzen dahin, zurück läßt sie die Stürme und deren Brausen schweigt. So stürzt es mit dem Araber dem Löwen entgegen. Dieser wirft die Mähne empor, und weist grinsend und brüllend die Zähne; er schlägt mit dem Schweife seine Lenden. Jetzt steht er, jetzt duckt er sich nieder zum Sprunge; da schickt ihm rasch der Jäger die Lanze zu. Der Löwe achtet nicht den tödtlichen Stoß, mit zerbrochenem Schafte in der Brust schwingt er sich dem Jäger entgegen; da funkeln des Pferdes Augen, die Adern spannen sich, die Mähne fliegt, es dampfen seine Nüstern, die Muskeln spielen und schwellen, und zorn- wiehernd bäumt es sich auf, schlägt aus; sein eherner Huf hat die Stirne des Löwen gespalten und ihn zu Boden geschmettert. Mit dem Krieger zieht das Pferd gegen den Feind, es beißt schäumend in die Zügel, schüttelt die Mähne, scharrt den Boden, schnaubend und wiehernd vor Kampflust. Da schmettern die Trompeten, es erwartet nicht des Reiters Sporn, sprengt entgegen den blitzenden Lanzenreihen. Es ist Eins mit seinem Führer, Ein Wille beherrscht
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