1861 -
Trier
: Leistenschneider [u.a.]
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Elementarschule
- Regionen (OPAC): Trier
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Schlacken gesondert wird. Hier sind große Behältnisse, in wel-
chen das Erz aufgeschüttet wird, doch so, daß die Feuerflammen,
welche Tage lang unterhalten werden, durch den Luftzug überall
hindurchschlagen können, und bald geräth das Erz in einen
glühenden Zustand; das Metall wird flüssig und von den Ar-
beitern in besondern Formen aufgefangen, aus welchen es, wenn
es erkaltet ist, herausgenommen und zu verschiedenen Zwecken
verwendet wird.
223. Der Gang in das Bergwerk bei Goslar.
Der Rammelsberg bei Goslar ist bekannt durch sein Berg-
werk, in welchem sich mehr gezimmertes Bauholz befinden soll,
als in allen Häusern Goslars. Die ganze Seite des Berges,
die denl Wege zugekehrt ist, bestand meistens aus Schiefersteinen,
wodurch der Berg in meinen Augen das Aussehen eines unge-
heuren Gebäudes bekam, das abgebrannt und zusammengestürzt
schien. Die Luft selbst hatte etwas Schwefeliges und Brandiges,
und das Wasser, das durch Abzugröhren aus dem Berge flam,
wo man es benutzt hatte, sah ganz ockergelb aus.
Der norwegische Bauer nennt den dicken, blauweißen Nebel,
der oft zwischen den Bergwänden eingeschlossen steht, „Woll-
flecken," und ich wüßte keinen Namen, der charakteristischer
wäre; es sah wirklich aus, als ob eine ungeheure Menge von
der feinsten gekratzten Wolle in den Hohlweg hineingeweht wäre
und dort über den schwarzen Fichten lagere.
' Da, wo man in's Bergwerk hinabsteigt, schob eine Anzahl
junger Arbeiter die rohen Erzmassen in Schiebkarren in eine
dazu gegrabene Vertiefung hinein; wir bekamen einen Führer,
er zündete sein Grubenlicht an, öffnete nun eine große Thür
und — es ward mir ganz wunderbar um's Herz — wir traten
hinein. Eine kurze Strecke noch war der Gang ausgemauert,
aber bald wölbten sich nur die eckigen Felsstücke rund umher;
wir stiegen immer tiefer und tiefer. Bergleute mit ihren Gru-
benlichtern begegneten uns; „Glück auf!" war der gegenseitige
Gruß, während ringsum alles still wie im Grabe war. Aus
dem Stein schimmerte das Erz bald grün, bald kupferroth her-
aus. Ein Kaufmann von Goslar begleitete mich, ich hielt mich
an ihn an, obgleich es nur ein schmales Brett war, auf dem
wir vorwärts schritten. Wir mußten uns bald ganz tief bücken
wegen der herabhängenden Felsblöcke; ein Gang durchkreuzte den
andern, und der Führer verschwand mehremale vor unsern Au-
gen. Plötzlich brauste es über unsern Köpfen, es war, als ob
der ganze Berg zusammenstürze. Ich sagte kein Wort, schmiegte
mrch aber fest an meinen Begleiter an, der mir nun erklärte, daß
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