1861 -
Trier
: Leistenschneider [u.a.]
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Elementarschule
- Regionen (OPAC): Trier
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Alles Wasser enthält mehr oder weniger feste Bestandtheile, Salze;
je nach dem Gehalte nennen wir es hartes, weiches. Sein ge-
ringer Wärmegrad und die Beimischung an Kohlensäure bedingt das
Erfrischende des Trunkes, weßhalb wir Qu e l l w a s s e r vorziehen und
durchgeseihtes Wasser, Cisternenwasser, überhaupt jedes Wasser, welches
der Luft längere Zeit ausgesetzt ist und von seiner natürlichen Frische
verloren hat, matt und fade finden. Seefahrer sind darum so übel
daran, zumal da das in Fässern aufbewahrte Wasser mit der Zeit
in Zersetzung übergeht, fault und unbrauchbar wird. Die Reisen in
Wüsten sind wegen des Wassermangels so schwierig, der Durst wie der
Hunger löst die geselligen Bande; — auf eine aufgefundene Pfütze
rennt Alles wie wahnsinnig los. — Der müde Wanderer labt sich
durch einen Trunk mit dem ledernen Schilde seiner Mütze, erfrischt
wirft er den Schnappsack wieder auf den Rücken und wandert kräftiger fort.
So sehen wir denn, das; durch die ganze Natur das Bedürfnis;
nach Wasser geht, und das; derjenige oft ein großer Wohlthäter wäre,
der eine Quelle hervorzaubern könnte, was wir freilich auf beschwer-
lichere Weise zu thun im Stande sind: durch das Bohren artesischer
Brunnen.
Ueber Tisch viel Wasser zu trinken, ist nicht heilsam; allein
trocken da zu sitzen ist für Jung und Alt auch nicht gut. Kinder
muß man zum Trinken anhalten.
Schädlich ist's, warme, ja heiße Speisen und kaltes Trinkwasser
durch einander zu genießen; Eiswasser ist da am schädlichsten, und der
Genuß von Eis zum Nachtische hemmt die Verdauung sehr, während
in den Abendstunden und bei ruhigem Blute Gefrorenes als Labsal
wohl genommen werden kann. — Die neumodischen Wasserhelden über-
schwemmen ihren Magen und preisen es als einen Vortheil des vielen
Wasiertrinkens, daß man weniger zu essen brauche. Das ist Unver-
stand ; Unverdaulichkeit ist die Folge davon.
So wohlthätig und nothwendig es ist, Wasser zu trinken, damit die
Speisen gehörig aufgelöst und zertheilt werden, — was dem Magen
sein Geschäft erleichtert —, so sehr belästigt eine Wassermenge mit
den Speisen genommen; sie bläht auf und macht unbehaglich. In
den ersten Stunden nach der Verdauung muß man nicht trinken, denn
alles, was da noch in den Magen kommt, dient als Ballast und stört
den regelmäßigen Gang der Verdauung. Auch Abends spät ist das
Wasiertrinken nicht mehr gesundheitsmäßig, beschwert den Magen, stört
den Schlaf. Nüchtern ein Glas frisches Wasser zu trinken, sollte Je-
dermann als eine Pflicht ansehen.
Im Sommer müssen wir mehr trinken, weil der Verbrauch an
Säften in unserem Körper stärker und die Hautausdünstung vermehrt
ist; alle Leute, welche körperliche Anstrengungen haben, im Freien ar-
beiten, müssen mehr trinken, als solche, die ein ruhiges Leben führen.
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