1861 -
Trier
: Leistenschneider [u.a.]
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Elementarschule
- Regionen (OPAC): Trier
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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268. Frühlingsfeier.
Wälder knospen, Wiesen grünen,
Neues Leben dringt hervor;
Auch das Gräschen auf den Dünen
Streckt sein Händlein froh empor.
An den Bächen, an den Quellen
Tanzen Mücken hier und dort,
Fische hüpfen auf den Wellen,
Schwalben segeln drüber fort,
Alles webet, schwebet, ringt,
Freut sich,schwingtsich,jauchztund singt
Auf gen Himmel, aus gen Himmel.
Sollen wir denn jetzt noch trauern,
Wie der Winter, ernst und kalt?
Wir in unsern alten Mauern,
Ohne Himmel, Feld und Wald?
Nein, wir wandeln draußen wieder!
Freude gibt uns ihr Geleit,
Liebe lehrt uns neue Lieder,
Schenkt uns neue Seligkeit.
Unsre Seele ringt und strebt,
Singt und schwingt sich, webt und
schwebt
Auf gen Himmel, auf gen Himmel.
Auf gen Himmel alles Leben!
Denn vom Himmel kam's herab;
Drum so laßt uns wiedergeben,
Was er uns so gnädig gab.
Ja, froh sind wir jetzt und singen
Auf des Frühlings Freudenau,
Thun, als wollten wir gleich springen
In des Himmels ew'ges Blau.
Alle Sorg' und Traurigkeit,
Jeder Gram und jedes Leid
Bleibt der Erde, nur der Erde!
269. ®er Sommer.
Im Sommer scheint die Sonne keisser als im Früh-
linge. Die vielen Blumen, welche noch blühen, das Ge-
müse in den Gärten, und Alles auf dem Felde schmachtet
dann nach Regen. Alles bedarf der Erquickung. Da
verdunkelt sich der Himmel, der Donner rollt, Blitze blen-
den das Auge und ein wohlthätiger Regen erfrischt die
durstenden Kräuter und Bäume. Alles wächst noch ein-
mal so schön, und der Mensch freut sich darüber. — Aber
die Hitze wird noch grösser, das Getreide reift, und es
röthet sich die Kirsche. Sie wird der Wange des muntern
Knaben ähnlich und übertrifft sie bald an frischer Farbe.
Die Stachelbeere reift mit der Johannisbeere; die Kinder
pflücken sie jubelnd ab und löschen damit ihren Durst.
Doch darf man nie unreifes Obst essen, denn dieses ist
dem Menschen schädlich.
Nach und nach wird das Laub der Bäume dunkler,
das Korn wird gelber, und der Schnitter wetzt seine
Sense, um es zu mähen. Bald liegt es abgeschnitten da,
und der Landmann fährt es nach Hause, um es dort in
der Scheune zu dreschen. Wie schön ist der Sommer!
Er schenkt den Kindern süsse Früchte, und durch seine
Wärme reift das unentbehrliche Getreide.
Der Sommer mit heisseren Tagen
Reift, was uns der Frühling gebar,
Und bringt, wenn ermattet wir klagen,
Sanft blühende Früchte uns dar,
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