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1. Drittes Lesebuch - S. 433

1861 - Trier : Leistenschneider [u.a.]
433 „Aber," sprach der Alte, „du mußt auch den Wein kosten." „Das laste ich wohl," rief der Kleine, „denn ich weiß, es ist Gift darin. Ich habe das neulich bei deinem Gastmahle gesehen."—„Wie das?" rief der Alte? — Wißt ihr nicht mehr, wie ihr von Verstand und Sinnen kämet, sobald er euch zu trinken gegeben hatte? Was war das für ein Lärm! Wie habt ihr durcheinander geschrieen und gelacht! Die Sänger schrieen sich die Kehle heiser, kein Mensch verstand sie, und doch rieft ihr alle: Wunder! So lange ihr saßt, sprach Jeder von seiner Stärke; sobald ihr ausstandet zum Tanzen, fielet ihr über eure eignen Füße. Ihr wußtet alle nicht mehr, was und wer ihr seid; du nicht, daß du König bist, und die nicht, daß sie Unterthanen sind." — „Aber," sprach Astyages, „wenn dein Vater trinkt, berauscht er sich nie?" — „Nie!" — „Und was macht er denn?" — „Er hört auf zu dürsten, sonst Nichts."—Durch diese und ähnliche Einfälle machte Cyrus sich sehr beliebt. Astyages ließ ihn reiten, jagen und erlaubte ihm, was er wollte. Cyrus wurde mit jedem Tage männlicher, und da er endlich in einem kleinen Treffen mit einem benachbarten Volke sich vor allen Andern hervorgethan hatte, wurde er der Abgott des ganzen Volkes. Später unternahm er große Kriegszüge, eroberte einen großen Theil von Asien und wurde der Gründer der ausgedehnten persischen Monarchie. 368. Lykurg und 8oton. (594 v. Chr.) Die in Lakonien eingewanderten Spartaner hatten ein schon vor- handenes, ihnen an Zahl überlegenes Volk zu unterwerfen und in Un- terwürfigkeit und Dienstbarkeit zu erhalten. Zu diesem Behufe mussten sie selbst ein abgehärtetes, sittlich unverdorbenes Volk sein und bleiben. Dies sah Lykurg ein, und gab eben deswegen auch die strengsten Gesetze, die je ein Staat gehabt hatte. Er vertheilte sämmtliche Län- dereien zu gleichen Theilen, und gab jedem Spartaner einen Theil. Dieser Antheil durfte vererbt oder verschenkt, aber nicht verkauft wer- den. Gold- und Silbergeld war nicht erlaubt, nur eine grobe Münze aus Eisen durften sie haben, die so schwer war, dass man ein Paar Ochsen brauchte, um eine Summe von etwa 40 fl. von einem Orte zum andern zu bringen. Um ein Haus zu bauen, durfte bloss Axt und Säge angewendet werden. Die Männer mussten ihre Mahlzeiten, welche in einer schwarzen Suppe, Brot, Käse, Feigen und Wein bestanden, ge- meinschaftlich halten; sie durften nicht mdhr trinken, als nöthig war, Purs^ zu löschen, damit alle Ueppigkeit und Verweichlichung ab- gehalten würde. Die Erziehung der Jugend war ausserordentlich strenge. Kam ein Kind schwächlich oder missgestaltet zur Welt, so wurde es in die Abgründe des Gebirges Taygetus geworfen. Die gesunden Kinder kamen mit sieben Jahren in eine öffentliche Schule, wo sie gegen jeg- liches Ungemach, Kälte, Hitze, Hunger, Durst und selbst die empfind- hchsten Schmerzen des Körpers abgehärtet und an Massigkeit, Ordnung und Gehorsam gewöhnt wurden. Den Kopf glatt geschoren, Arme und küsse auch im strengsten Winter bloss, standen sie unter beständig Ul 28
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