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1. Drittes Lesebuch - S. 444

1861 - Trier : Leistenschneider [u.a.]
444 eine Menge Götter gebaut und sie durch Opfer und Gaben verehrt hatten, ermordet worden waren. Gegen die zauberischen Künste des Maxentius, so meinte er ferner, würden die vielen Götter nichts ver- mögen; da könne nur der Eine wahre Gott helfen. So wandte er sich denn an diesen und bat ihn demüthigst, er möchte sich ihm doch zu erkennen geben und ihm bei dem gegenwärtigen Unternehmen bei- stehen. Und Gott erhörte sein Gebet und offenbarte sich ihm, wie einst dem flehenden Moses, durch eine Erscheinung. Als Constantin noch in Gallien an der Spitze seines Heeres da- hin zog, zeigte sich Nachmittags, da sich die Sonne schon gegen Abend neigte, über derselben ein Kreuz, aus Lichtstrahlen gebildet, mit der Aufschrift: „Durch dieses Zeichen wirst du siegen!" Solche Erscheinung setzte ihn und sein ganzes Heer, das Zeuge derselben war, in außer- ordentliches Erstaunen. Jedoch wußte er noch nicht, was das Bild zu bedeuten hätte, und die Nacht überraschte ihn bei seinem Nachsinnen und seinen Zweifeln. Da bot sich ihm eine andere Erscheinung dar. Jesus Christus trat zu ihm im Traume mit demselben Zeichen, das er wachend am Himmel gesehen hatte, und befahl ihm, eine Fahne, ähnlich jener himmlischen Erscheinung, verfertigen und sie als Zeichen des Sieges in seinen Kriegen vor dem Heere tragen zu lassen. Am folgenden Morgen benachrichtigte Constantin seine Freunde von diesem Traumgesicht, ließ dann alle Künstler, die in Gold und Edelstein arbeiteten, zu sich kommen und befahl ihnen, eine Fahne, ganz der Beschreibung gemäß, die er ihnen davon machte, zu verfertigen. So entstand die Fahne des Kreuzes, „Labarum" genannt, eine große, mit Goldblech bedeckte Stange, durch die ein Querbalken in Gestalt eines Kreuzes ging. An der Spitze war eine Krone von Gold und Edelsteinen befestigt, welche die beiden in einander geschlun- genen griechischen Anfangsbuchstaben des Namens Christus in sich schloß. An den Querbalken hing ein viereckiges, seidenes Fahnentuch, purpur- farbig, mit Gold durchwirkt und mit Edelsteinen besetzt. Ueber dem- selben, gleich unter dem Zeichen des Kreuzes, sah man die Bilder des Kaisers und seiner Söhne. Diese eben so kostbare als glänzende Fahne gebrauchte Constantin in allen seinen Kriegen als ein Mittel des Schutzes und des Sieges. Fünfzig Soldaten der Leibwache, aus- gezeichnet durch Körperkraft und frommen Sinn, hatten kein anderes Geschäft, als-sie zu bewachen und einander im Tragen derselben abzu- lösen ; und wer sie trug oder nur mit ihrem Dienste beschäftigt war, hatte mitten unter den Pfeilen der Feinde keine Gefahr oder Ver- wundung zu fürchten. Wo sich die Fahne des Kreuzes zeigte, wurden die Feinde in die Flucht getrieben. Als Constantin dies merkte, ließ er diese Fahne immer dahin tragen, wo die größte Gefahr war, und er konnte mit Zuversicht auf einen glänzenden Sieg rechnen, indem die Kraft dieses göttlichen Zeichens alle Soldaten mit neuem Muthe belebte.
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