1863 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Bender, Ludwig, Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Gebirge, der thüringer Wald, Lüdet, gehören gar fruchtbare und
gewerlfleißige Gegenden mit schönen, wenn gleich nicht sehr großen
Städten, von denen die vorzüglichsten zugleich fürstliche Residenzen
sind: so Weimar im Großherzogthum Sachsen-Weimar —
Gotha und Koburg im Herzogthum Sachsen-Koburg-Gotha
— Meiningen im Herzogthum Sachsen-Meiningen — und
Altenburg im Herzogthum Sachsen-Altenburg.
In Weimar haben die berühmtesten deutschen Dichter: Göthe,
Schiller, Herder und Wieland-zu gleicher Zeit gelebt, nicht als
wenn sie dort geboren gewesen wären, sondern weil die großherzogliche
Familie sie mit Ehren und Huld herbeizog.
Gotha ist zwar nicht die eigentliche Hauptstadt des Herzogthums
Sachsen-Koburg-Gotha, sondern Koburg, allein es übertrifft dies an
Größe und Wichtigkeit; denn aus der Zeit her, wo Gotha noch seine
eigenen Herzoge hatte, bestehen noch viele herrlichen Anlagen aller Art.
Die Sammlungen von Büchern, Münzen, Kupferstichen in dem herzog-
lichen Schlosse, so wie die Parkanlagen in der Nähe, sind weniger
wichtig, als die vortreffliche Sternwarte auf einem benachbarten
Berge, wo berühmte Astronomen (Sternkundige) den Himmel beobachte-
ten und wichtige Entdeckungen machten. Koburg wäre an sich unbedeu-
tend, wenn nicht die daselbst residirende herzogliche Familie durch Heirath
mit mächtigen Fürstenhäusern außerhalb Deutschland in Verwandtschaft
getreten wäre. Die Königin von England und die von Por-
tugal haben sich mitprinzen von Sachsen-Koburg vermählt. Auch
der König von Belgien ist ein koburgischer Prinz, und noch
andere Verwandtschaften haben diese herzogliche Familie angesehen gemacht.
Noch haben wir uns die Universitätsstadt Jena zu merken,
wo die für Preußen so unglückliche Schlacht stattfand (1806) — und
die Stadt Eisenach mit der Wartburg, auf welcher Dr. Martin
Luther das Neue Testament in die deutsche Sprache übersetzte (1521).
Die Gebirge des thüringer Waldes sind mit Nadelholz be-
wachsen und außerordentlich ergiebig an Eisen, Kupfer, Marmor,
Schiefer, Steinkohlen und andern Mineralien. Deshalb trifft
man auch in den sächsischen Herzogthümern eine Menge Schmelz-
hütten und Eisenhämmer an, und in dem thüringer Walde wird
viel Pech, Kienruß und Pottasche bereitet.
Auch die preußische Stadt und Festung Erfurt liegt in Thüringen,
gerade in der Mitte zwischen Gotha und Weimar, auf der Straße nach
Leipzig.
Ferner gehören zu Thüringen noch die Besitzungen der Fürsten von
Schwarzburg. Sie bestehen aus zwei abgesonderten Stücken Land, wovon
das eine: Schwarzburg-Sondershausen, mehr nördlich, von der preußi-
schen Provinz Sachsen eingeschlossen, liegt, und das andere: Schtvarzburg-
Rudolstadt, weiter südlich, umgeben von den sächsischen Herzogthümern.
Östlich an Thüringen schließen sich die Besitzungen der beiden
Fürsten von Reuß mit den Residenzstädten Greiz und Schleiz. Den