1863 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Bender, Ludwig, Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Es giebt auch zweierlei Eidechsen im Wasser, nur nennt man sie
anders, und diese sind zum Schwimmen eingerichtet. Selbst auf 'dem
Grunde der klaren Brunnenquellen findet man sie oft, und darf sich
deswegen vor dem Wasser nicht scheuen. Auch diese sind nicht giftig
und theilen dem Wasser keine Unreinigkeit mit. Vielmehr loben es
viele Brunnenmeister als ein gutes Zeichen. Solch ein Thierlein in
seiner verschlossenen Brunnenstube hat ein heimliches Leben und Wesen,
sieht nie die Sonne auf- und untergehen, erfährt nichts davon, was
die Menschen thun und treiben, weiß nicht, ob's noch mehr solche
Brunnenstuben in der Welt giebt, oder ob die seinige die einzige ist,
und ist doch in seinem nassen Elemente des Lebens froh und hat
keine Klage und Langeweile.
An der großen, schwarz- und gelbgefleckten, warzigen und schmutzig
feuchten Eidechse, die man den Salamander oder Molch nennt,
hat niemand Freude. Noch weniger aber fteut es diesen, wenn er einen
Menschen erblickt. Denn selten kommt er unangefochten davon. Er hält
sich nur an dunkeln, feuchten und kühlen, auch modrigen Orten auf, und
das Beste ist, daß man ihn dort sitzen lasse. Wer aber Lust hat, darf
ihn herzhaft in die Hände nehmen. Er thut euch gewiß nichts Leides.
22. Die Kreuzotter.
Giftige Schlangen finden sich in unserem Vaterlande selten, so daß
die Gefahr, durch dieselben gebissen zu werden, gar nicht in Vergleich
kommt mit der in heißen Ländern. Dennoch fehlen auch diese Geschöpfe
nicht ganz, und die Vorsicht gebietet, sie lieber durch Beschreibung
kennen zu lernen und sich vor ihnen zu hüten, als es auf eine schlimme
Erfahrung ankommen zu lassen. Die Kreuzotter, auch die gemeine
Viper genannt, ist die gemeinste unter den wenigen giftigen Schlangen-
arten Deutschlands, kenntlich an Gestalt, Farbe und Größe; denn sie
ist 1 bis 2 Fuß lang und fingerdick, der Kopf ist hinten breit und
durch einen dünneren Hals von dem Rumpfe geschieden, und auf dem
Kopse find zwei schwarze Bogen, fast wie ein lateinisches X, daher der
Name Kreuzotter. Ueber den graubraunen Rücken läuft ein schwarzer
Zickzackstreifen. Sie findet sich an feuchten und waldigen Orten, zwischen
Gesträuch und Felsgerölle, besonders häufig am thüringer Walde.
Sie sonnt sich gern an offenen Stellen auf Steinen und Holzstämmen,
und frißt Würmer, Eidechsen, kleine Vögel und besonders Mäuse.
Ihr Biß ist nach der Menge des eingedrungenen Giftes und nach
der Wärme der Jahreszeit mehr oder weniger gefährlich, und bei Ver-
nachlässigung nicht selten tödtlich. Besonders sind solche Leute, welche
Reisig, Beeren rc. suchen, ihrem Bisse in Finger und Füße ausgesetzt.
Doch durch das Leder der Schuhe dringt er nicht leicht. Ist man
gebissen worden, so muß man die Wunde vorsichtig aussaugen oder
ausschneiden, mit Milch, Lauge oder Urin waschen, das gebissene Glied
unterbinden, auch kann man brennenden Schwamm oder eine glühende
Kohle darauf legen. Auf jeden Fall aber muß man so schnell als