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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 188

1863 - Essen : Bädeker
188 Kreuzgestalt auf der Brust, todt da liegen. Der Kaiser und alle Franken jammerten und beklagten bitterlich den Tod des wackern Hel- den und aller seiner Mannen. Das Andenken an Roland lebt noch in mancher andern Sage fort. Wo der grüne Rhein das Gebirge verläßt, unfern der Stadt Bonn, dem Siebengebirge gegenüber, liegt Rolandseck. Auf einem steilen Berge steht da noch ein alter Fensterbogen, der einst zu Rolands Burg gehört haben soll, welche auf diesem Felsen stand*). Aber auch im Sachsenlande ist uns das Andenken Rolands er- halten. In vielen alten Sachsenstädten findet man gewaltige Stein- bilder, riesenhafte Männergestalten mit Waffen geschmückt, die man Rolande nennt. Von allen der berühmteste ist der Roland von Bremen, der mitten auf dem Markte steht. So hat man das Andenken dieses Helden bewahrt, dessen wundervolle Thaten in aller Munde leben und in vielen schönen Gedichten besungen worden sind. 12 Noland der Schildträger. Der König Karl saß einst zu Tisch Zu Aachen mit den Fürsten, Man stellte Wildprct auf und Fisch Und ließ auch keinen dürsten. Viel Goldgeschirr von klarem Schein, Manch rothen, grünen Edelstein Sah man im Saale leuchten. Da sprach Herr Karl, der starke Held: „Was soll der eitle Schimmer? Das beste Kleinod dieser Welt, Das fehlet uns noch immer. Dies Kleinod, hell wie Sonnenschein, Ein Riese trägt's im Schilde sein, Tief im Ardennenwalde." Graf Richard, Erzbischof Turp in, Herr Heimon, Naims von Baiern, Milon von Anglant, Graf Gar in, Die wollten da nicht feiern. Sie haben Stahlgewand begehrt Und hießen satteln ihre Pferd', Zu reiten nach dem Riesen. Jung Roland, Sohn des Milon, sprach: „Lieb Vater, hört, ich bitte! Vermeint ihr mich zu jung und schwach, Daß ich mit Riesen stritte, Doch bin ich nicht zu winzig mehr, Euch nachzutragen euren Speer Sammt eurem guten Schilde." f' Die sechs Genoffen ritten bald Vereint nach den Ardennen, Doch als sie kamen in den Wald, Da thäten sie sich trennen. Roland ritt hinterm Vater her; Wie wohl ihm war, des Helden Speer, Des Helden Schild zu tragen! Bei Sonnenschein und Mondenlicht Streiften die kühnen Degen; Doch fanden sie den Riesen nicht In Felsen.und Gehegen. Zur Mittagsstund' am vierten Tag Der Herzog Milon schlafen lag In einer Eiche Schatten. Roland sah in der Ferne bald Ein Blitzen und ein Leuchten, Davon die Strahlen in dem Wald Die Hirsck' und Reh' aufscheuchten; Er sah, es kam von einem Schild, Den trug ein Riese, groß und wild, Vom Berge niedersteigend. Roland gedacht' im Herzen sein: „Was ist das für ein Schrecken I Soll ich den lieben Vater mein Im besten Schlaf erwecken? Es wachet ja sein gutes Pferd, Es wacht sein Speer, sein Schild und Schwert, Es wacht Roland der Junge." Roland das Schwert zur Seite band, Herrn Milons starke Waffen, Die Lanze nahm er in die Hand Und that den Schild aufraffen. Herrn Milons Roß bestieg er dann Und ritt ganz sachte durch dm Tann, Den Vater nicht zu wecken. ') Bergt. S. 12: Rheinthals Ritterburgen.
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