1863 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Bender, Ludwig, Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
195
daß man stjn doch nur wieder aus dem Schlosse lassen möchte. Am
vierten Tage ließ er ihn vor sich, sprach ihn vom Banne los, doch
unter den härtesten Bedingungen. Indessen hatten einige deutschen
Fürsten einen andern König, Rudolph, gewählt. Heinrich aber fand
Hülfe, und besiegte erst seine Feinde; dann nahm er Rache an dem
Papste, der, aus Rom vertrieben, zu Salerno bei Neapel 1083 starb.
Nun hätten die Deutschen in Frieden leben können; allein die Päpste
setzten dem Heinrich einen Gegenkönig nach dem andern, und so gab
es fortwährend Aufruhr und Bürgerkrieg. Endlich wiegelten sie sogar
seine Söhne gegen ihn auf. Der Kaiser wurde von seinem Sohne
Heinrich gefangen gesetzt und seiner Krone beraubt, und starb im Elende
1106. Als man ihn zu Speier begraben wollte, ließ es der Papst
im Einvernehmen mit dem entarteten Sohne nicht zu, weil der Ver-
storbene im Banne sei, und der Leichnam mußte noch 5 Jahre un-
beerdigt stehen, bis fein Sohn die Lossprechung vom Banne bewirkte,
worauf er zu Speier beerdigt wurde. 50 Jahre lang ist Heinrich Iv.
König gewesen, und wie unheilvoll diese Zeit war, geht schon daraus
hervor, daß er 62 Schlachten geliefert hat. Von da an haben die deut-
schen Kaiser sich vor den Päpsten als ihren Oberherren beugen
müssen, oder wenn sie es nicht thaten, so war Elend und Untergang ihr
Loos, und das deutsche Vaterland voll von Jammer und Blutvergießen.
Aiis die fränkischen folgten dann Kaiser aus dem schwäbischen
oder hohenstaufischen Stamme (von 1137 — 1254). Unter den schwä-
bischen Kaisern verdient vor allen genannt zu werden:
16. Friedrich I Barbarossa.
(1152 — 1190.)
Im Jahre 1152 starb Konrad Iii., der erste deutsche Kaiser
aus dem Hause der Hohenstaufen. So nennt man diese Regenten
von einer Burg, die Friedrich, der Stammvater dieses hochherzigen
Geschlechts, auf dem Hohenstaufen, einem Bergkegel der rauhen Alp
(im jetzigen Königreiche Würtemberg) erbaut hatte. Die deutschen
Fürsten wählten nun zu Frankfurt am Main den Bruderssohn Konrads,
Friedrich den Rothbart oder Barbarossa, wie die Italiener ihn
nannten, zum deutschen Kaiser. Wer ihn sah in seiner männlichen,
stolzen Haltung und blühenden Jugendkraft, mit den blauen, durch-
dringenden Augen und blonden Haaren, in seinem Ernste und den
edlen Sitten, der mußte sagen, daß er ein echter Deutscher sei. Aber
er war auch ein gar gewaltiger Kaiser, dieser Barbarossa; er ist sechsmal
mit einem großen Heere über die Alpen gezogen, um in Italien
Streitigkeiten zu schlichten, und noch am Abend des Lebens zog er
als 70jähriger Greis in einem Kreuzzuge ins gelobte Land, um
vas heil. Grab aus der Gewalt der Muhamedaner, der Anhänger
Muhameds, zu befreien. In zwei Schlachten kämpfte er wie ein
rüstiger Jüngling; aber da kam das Heer an den Fluß Saleph
und drängte sich nur langsam auf schmaler Brücke hinüber. Das
13 *