Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 205

1863 - Essen : Bädeker
205 Volkes Klage nicht mehr anhört? Ist aber kein Gesetz gültig, und keiner, der da richtet zwischen mir und ihm; so stehen wir, Geßler, du und ich, gesetzlos beide, und Nothwehr richtet. Soll eins von beiden fallen, unschuldig Weib und Kind und Vaterland, oder, Vogt Geßler, du: so falle du, und Freiheit steige wieder!" So dachte der Tell und flog mit Pfeil und Bogen gen Küßnacht und harrte in der hohlen Gasse bei dem Ort. Da kam der Vogt; da schwirrte die Bogensehne; da durchbohrte der freie Pfeil das Herz des Gewaltherrn Hermann Geßler von Brunnegg. Das ganze Volk erschrak freudig, als es den Tod seines Unter- drückers vernahm. Die That des Tell verlieh höhern Muth. In der Nacht des Neujahrs wurden die Landespeiniger vertrieben und ihre Zwingburgen gebrochen. — Also hat durch des stolzen Kaisers Albrecht von Österreich knechtende Herrschaft das deutsche Reich die Schweiz verloren. Nach Albrecht von Österreich kam der Graf Heinrich von Luxemburg oder Lützelburg als Heinrich Vii. auf den deutschen Kaiserthron (1308—1313). Durch die Vermählung seines Sohnes mit Elisabeth, der Enkelin Ottokars, des Königs von Böhmen, gewann er die böhmische Krone, welche in der Folge zu der deutschen Kaiserkrone kam. — Nach seinem Tode geschah es, dass die Kurfürsten bei jier neuen Kaiserwahl sich entzweiten, und die eine Partei Friedrich V0i1 Österreich, einen Sohn des ermordeten Königs Albrecht, die andere dagegen Ludwig Voq Baiern zum Kaiser wählten. Daraus entstand ein achtjähriger, blutiger Krieg, bis sich endlich die beiden Kaiser versöhnten und die Regierung des Reichs gemeinschaftlich besorgten (1313 — 1347). 22. Deutsche Treue. Der Kaiser Ludwig der Bayer hatte seinen Gegner Friedrich den Schönen von Österreich in einer großen Schlacht gefangen genommen und erst auf das Schloß Dornberg, später in die feste Burg Trausnitz bei der Stadt Amberg in Baiern gesetzt. Dort war der unglückliche Friedrich von aller Welt abgeschnitten; er hörte nichts von seinem treuen Weibe, das sich um ihn blindgeweint hatte, nichts von seinem Bruder, der ihn so gern gerettet hätte. Er konnte sich nirgends bewegen, als in dem engen, düstern Schloßhofe, statt daß er sonst jeden Morgen auf seinem Roß in den Wald gesprengt war, und Hirsche und Rehe erlegt hatte. Aber auch dem Kaiser Ludwig war es nicht gut gegangen; er hatte viele Unruhe und Gefahr im Kriege ausgestanden, war längst vom Papste aller Rechte auf das deutsche Reich für verlustig erklärt, und es waren noch immer viele Leute, welche den gefangenen Friedrich lieber zum Kaiser gehabt hätten, als ihn. Da erinnerte sich Ludwig, daß Friedrich sein Jugendfreund und immer so treu und ehrlich gewesen war. Eines Abends setzte er sich auf sein Roß und ritt nach dem Schlosse Trausnitz, wo Friedrich gefangen saß. „Alter Freund," sprach er, „willst du frei werden?" — „Frei? so daß ich meine Gemahlin und meinen Bruder wiedersehen könnte?" ant-
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer