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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 303

1863 - Essen : Bädeker
803 Das europäische Rußland, welches einen Flächenraum von 90,000 Quadratmeilen und 60 Millionen Bewohner hat, ist von vielen Flüssen (Dwina, Onega, Newa, Düna, Don, Dniepr, Dniester) durchschnitten, von denen die Wolga, welche in das kaspische Meer mündet, der bedeutendste, ja der größte Strom in ganz Europa ist. Von den vielen Seen in Rußland sind, außer dem kaspischen Meere, der Ladoga- und Onegasee die bedeutendsten. 15 Meilen östlich von der Mündung der Wolga liegt der Salzsee Elton, der im Sommer mit einer dicken Salzkruste bedeckt ist, welche die Regierung dann losbrechen läßt. Die Karpathen, an der Grenze von Ungarn, und der 300 Meilen lange Ural sind die merkwürdigsten Gebirge, von denen das letztere die Grenze zwischen Europa und Asien bildet. Jsks in Rußland kalt oder warm? — fruchtbar oder unfruchtbar? — Gegen das Eismeer, nach den Leiden Inseln Spitzbergen und Neu'sembla hin, am äußersten Norden, ist es so kalt, daß die Erde dort nichts mehr als Moos und hier und da niedriges Birken- gestrüpp hervorbringt, und trotzdem ist diese Gegend nicht ganz von Menschen leer, die jedoch nur ein kümmerliches Dasein fristen; denn schon über Petersburg hinaus kommt das Getreide nur in wenigen Gegenden zur Reife, und noch weiter nach Norden giebt es auch keine Garten- und Baumfrüchte mehr. Dagegen sind diese öden Landstriche reich an Pelzthieren, Federvieh und Fischen. — In dem mittlern Theile Rußlands ist die Luft gemäßigt und der Boden fruchtbar, fast wie bei uns. Es fehlt da nicht an Feld-, Garten- und Baumfrüchten, an fetten Triften, Wäldern, Wild, Fischen und Hausthieren. In dem südlichen Theile (Klein-Rußland) ist die Witterung so warm, daß dort Tabak und Wein, ja sogar Südfrüchte gedeihen, wie sie in Italien wach- sen. Hier giebt es fast keine Waldungen, aber unabsehbare Step- pen (hochliegende grasreiche Landstriche), in denen nomadische Stämme (Hirtenvölker) mit ihren Viehheerden umherirren und große Gutsbesitzer zahlreiche Schafheerden halten. An Getreide hat Rußland im Ganzen einen großen Überstuß, und alle Lebensmittel sind sehr wohlfeil. Es giebt dort aber auch in Menge Störe, Hausen, Karpfen, Lachse, Hechte und andere trefstiche Fische. In den Wäldern leben Rennthiere, Elenthiere, Marder, Zobel, Hermeline, schwarze und weiße Füchse, Wölfe, Bären und andere Pelzthiere, so wie eine große Anzahl Vögel. Auch hält man eine Menge zahmes Vieh: Schafe, Schweine, Rindvieh und Pferde. Die Bergwerke, besonders im Ural, sind sehr ergiebig an Gold, Platina, Silber, Kupfer und Eisen; auch fehlt es nicht an Marmor, Schwefel und Salz. Rußland hat zwei Hauptstädte: Moskau und Petersburg. Moskau ist der Mittelpunkt des Landhandels und der russischen Industrie; seit dem Brande im Jahre 1812 ist es schöner, als es vorher war, wieder aus der Asche gestiegen und hat jetzt 360,000
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