1863 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Bender, Ludwig, Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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von Europa aus Gebirgs- und Hochland, von welchem jedoch die
große ungarische und lombardische Ebene eine Ausnahme machen.
Das hochste Gebirgsland Europa's ist die Schweiz, von wo
der Boden sich nach allen Seiten zu senkt und endlich gegen die Nord-
und Ostsee in flache Tiefebenen, welche die ebensten und niedrigsten
Länder Europas bilden, ausläuft. Das größte europäische Gebirge sind
die Alpen in der Schweiz und in Italien, welche sich von da in
viele Äste nach verschiedenen Richtungen ausbreiten.
Mit Einschluß der Inseln, welche über 14,000 Quadratmeilen
enthalten, schätzt man den Flächeninhalt Europas auf 182,000
Quadratmeilen. —
In Hinsicht der Witterung bemerken wir in Europa eine große
Verschiedenheit. Die Wärme nimmt nicht im Allgemeinen bloß nach
Norden, sondern auch nach Osten ab. Die Westwinde bringen
Feuchtigkeit und Regen, die Ostwinde Trockenheit, die Südwinde
Wärme, die Nordwinde Kälte. Die Ostwinde steigern eben so wohl
die Sommerhitze, als die Winterkälte; die Westwinde aber mildern die
Hitze im Sommer, wie die Kälte im Winter. In den westlichen Ge-
genden regnet es häufiger, als in den östlichen und südlichen — und
wenn auch während des Sommers im Süden die Wärme und wäh-
rend des Winters im Norden die Kälte groß ist, so ist sie doch er-
träglich und mit Recht sagt man daher: Europa hat im Ganzen ein
gemäßigtes Klima.
In Rücksicht des Klima's kann man es von Süden nach Norden
in 3 Erdstriche eintheilen: 1. in den warmen, wo der Citronen-
baum fortkommt (Portugal, Spanien, Süd- und Mittelitalien, Griechen-
land und die südliche Türkei); 2. in den gemäßigten, wo der Ge-
treide- und Obstbau durchgehends gedeihen (Frankreich, Großbritannien,
Niederlande, Deutschland, Schweiz, Ungarn, Süd- und Mittelrußland,
Dänemark und das südliche Schweden und Norwegen); 3. in den
kalten, wo das Pflanzenleben immer mehr abnimmt und nur Renn-
thiermoos, isländisches Moos, Preiselbeeren, Wachholderbeeren, zwerg-
hafte Kiefern und Birken fortkommen (Nordskandinavien und Nord-
rußland bis zum Ural).
Bis auf den Hund, den treuen Begleiter der Menschen, und das
Rennthier verschwinden hier auch alle Hausthiere, welche sonst in
ganz Europa ziemlich dieselben sind. Jedoch hält man den Esel nur
in der südlichen Hälfte, Kameele nur in einzelnen Gegenden der
Türkei und im Süden Rußlands, im äußersten Norden dagegen das
-Rennthier. Von den wilden Thieren findet sich das wilde Schaf
(Argali) noch in Korsika und Sardinien, der Auerochse noch in einem
2baxbe Westrußlands, das Elenthier in Rußland und Preußen; der
teinbock auf den Alpen ist aber fast ausgestorben. Eine kleine
Affenart lebt zwischen den 1400 Fuß hohen Felsen von Gibraltar
in Spanien. Hirsche, Rehe und wilde Schweine sind fast überall,
die nördlichsten Gegenden ausgenommen. Dem Norden sind die eigent-