1863 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Bender, Ludwig, Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
325
ausmacht und vielleicht früher der Boden des Mittelmeeres war. —
Viele Wüsten werden von Karawanen mit Kameelen, Pferden und
Eseln durchzogen; man sollte also glauben, es müßte durch die Fußtritte
so vieler Thiere eine bleibende Straße entstehen, und dies ist auch wirk-
lich eine Zeit lang der Fall. Nun aber stellen sich plötzlich gewaltige
Wirbelwinde ein, die den Flugsand aufjagen, und so werden in wenigen
Stunden alle Spuren verweht.
Afrika ist die größte Halbinsel in der Welt und dreimal so
groß, als ganz Europa. Denn Europa hat 182,000 Quadratmeilen,
Afrika deren 550,000. Allein während in Europa an 266 Millionen
Menschen wohnen, nimmt man in dem dreimal größeren Afrika nur
150 Millionen an. Doch kennen wir nicht viel mehr von Afrika, als
die Küsten, d. h. kaum zwei Fünftel des Ganzen. Es läßt sich
daher auch die Anzahl der Bewohner gar nicht genau schätzen. Nach
den neuesten Nachrichten hat man aber Grund, zu vermuthen, daß das
Innere theilweise viel besser angebaut ist und zahlreicher bewohnt wird,
als man bis jetzt glaubte.
„Und wer sind die Bewohner von Afrika?" Im nördlichen
Theile sind es Türken und Araber (Mauren oder Mohren);
weiter südlich kohlschwarze Neger mit wolligen Haaren, und noch weiter
gegen die südliche Spitze Hottentotten und Kaffern. Zerstreut unter
ihnen leben auch Europäer und Juden. Die Neger wurden früher
gemeiniglich von den Europäern als Wesen von geringer Art, als eine
Gattung von Thieren angesehen, mit denen man Handel treiben kann,
wie mit anderm Vieh; allein mit sehr großem Unrechte. Die Neger
find verständige Menschen, wie wir, ausgerüstet mit allen Gaben des Gei-
stes und des Herzens; nur haben sie nicht unsere Erziehung, unsere Bil-
dung ; ihr Verstand hat nicht Gelegenheit, sich, wie der unsere, wissen-
schaftlich zu entwickeln und zu schärfen. Ein berühmter Kopfrechner, Na-
mens Fulter, und ein noch größerer Astronom, Namens Bamaker,
waren Neger. Vielleicht leben noch tausend Genies ihrer Art, ungekannt
von uns, im Innern von Afrika, und sterben dahin, ohne das zu
werden, was sie unter uns würden geworden sein.
Die Afrikaner beschäftigen sich wenig mit dem Ackerbaue; und
bearbeiten sie die Erde, so geschieht es selten mit einem Pfluge. Viel
mehr Neigung haben sie zur Viehwirthschaft. In den inneren Theilen
des Landes ziehen sie umher mit ihren Heerden, die aus Schafen,
Rindern, Pferden und Kameelen bestehen. Die afrikanischen
Wüsten^ sind mit herrlichen, fruchtbaren Landstrichen untermischt, die
wie Inseln in einem Sandmeere liegen, und von Flüssen oder Seen
bewässert werden; hier findet das Vieh reichliche Nahrung: die genüg-
samen Kameele sind aber auch mit den sparsamen, doch meistens wohl-
riechenden Pflanzen, oder mit den Dorngesträuchen zufrieden, die in
der Wüste ^wachsen. Solche fruchtbare Inseln im Sande nennt man
Oasen. Sie werden stark bewohnt und sind meistens durch eine Menge
Dattelpalmen verschönert, die darauf wachsen.