1863 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Bender, Ludwig, Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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33. Amerika.
Amerika, welches erst 1492 von Christoph Columbus ent-
deckt worden und daher die neue Welt heißt, liegt ganz auf der
westlichen Halbkugel, d. h. derjenigen Erdhälfte, die der sogenannten
alten Welt (Europa, Asien, Afrika) entgegengesetzt ist. Es hat
einen Flächenraum von etwa 750,000 Quadratmeilen mit etwa 65
Millionen Einwohnern. Umgeben wird es an allen Seiten von Meeren:
nach Osten vom atlantischen Mcere, nach Süden vom südlichen
Eismeere, nach Westen vom großen Ocean und nach Norden vom
nördlichen Eismeere. Hier aber nähert es sich Asien (Sibirien),
von dem es nur durch die Beringstraße geschieden ist. — Der
große Busen des atlantischen Meeres, der ungefähr in der Mitte den
Erdtheil Amerika verengt und gleichsam in zwei Theile theilt, heißt
von dem angrenzenden Lande der mexikanische Meerbusen. Was
nun südlich von diesem Meerbusen liegt, heißt Südamerika; und
was nördlich liegt, heißt Nordamerika, welches mit ersterem durch
die Landenge von Panama zusammenhängt; die mehr als 350
Inseln aber in dem mexikanischen Meerbusen nennt man Westindien.
Man meinte nämlich früher irriger Weise, jene Inseln seien nur ein
Theil des berühmten Ostindiens in Südasien; und weil man nach
den Inseln bei Amerika gen Westen, nach dem eigentlichen Indien aber
gen Osten fahren muß, so nannte man jene Inseln Westindien und
das südasiatische Land Ostindien.
Amerika ist sehr gebirgig. Das Hauptgebirge sind die Cor»
dilleras de los Andes, gewöhnlich bloß Cordilleren oder auch
Anden genannt, die sich von Nord- nach Südamerika hinziehen.
Früher hielt man den Ehimborasso, eine der bedeutendsten Höhen
der Anden in Südamerika (20,100 Fuß), für den höchsten Berg;
aber jetzt weiß man, daß der Himalaya in Asien das höchste Gebirge
der Erde ist; denn er erreicht eine Höhe von 26,000 Fuß. Dagegen
kann kein Erdtheil tu Ansehung der Ströme sich mit Amerika messen.
Der Lorenzfluß und der Mississippi in Nordamerika gleichen bei
ihrem Ausflusse kleinen Meeren; der Orinoco in Südamerika ist
320 Meilen lang; aber bedeutender als alle ist der 730 Meilen lange
Amazonenftrom, der größte und wasserreichste Strom der ganzen Erde.
Nach der großen Ausdehnung Amerika's von Norden nach Süden,
wodurch es allen Erdstrichen angehört, ist auch das Klima sehr
verschieden, von der strengsten Kälte bis zur äußersten Hitze.
Bei dieser Verschiedenheit des Klimas besitzt Amerika fast alle
Produkte der übrigen Erdtheile, aber auch viele, die ihm ganz
eigenthümlich sind. Im Allgemeinen ist der Pflanzenwuchs
Amerika's gewaltiger als in den übrigen Erdtheilen; mit dem Grase
in den Prairien kann sich kein anderes an Höhe messen, — mit den
Riesenwäldern in Amerika, welche durch die unermeßliche Fülle alles
überwuchernder Schlingpflanzen oft ein undurchdringliches Dickicht
bilden, lassen sich keine andere vergleichen. Dagegen fehlen dem Erd-