1854 -
Altona
: Lehmkuhl
- Autor: Grün, P. C.
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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in diese Zeit zurück. Anschars Blick war besonders in die Zukunft
gerichtet, da die Ernte wohl groß war, aber der Arbeiter nur so
wenige, so gründete er in Hamburg ein Kloster durch Uebersiedelung
von Benedictinermönchen aus Neu-Corbai, womit zugleich eine Mis-
sionsschule verbunden war. Alles versprach die beste Frucht, als
plötzlich Stürme die Blüthe zu zerstören drohten. Der König Erich
von Jütland erschien nämlich mit einer großen Raubflotte in der
Elbe, segelte in die Alster hinein und eroberte Hamburg, dessen Be-
wohner flohen und dem rohen Feinde die Stadt preisgaben, der
denn auch Stadt und Kirche nebst Kloster und Schule zerstörte. An-
schar rettete sich nach Bremen, wo der Bischof Lauderich, voll Neid
gegen den erzbischöflichen Stuhl in Hamburg, unbarmherzig die
Flüchtlinge abwies. In dieser traurigen Lage war es besonders das
Hiobswort: „Der Herr hats gegeben, der Herr hats genommen, der
Name des Herrn sei gelobet!" womit Anschar sich und seine Ge-
fährten aufrichtete und derselbe Herr, den er lobte, sorgte auch für
ihn in seiner Verlassenheit, denn er erweckte und rührte das Herz
einer frommen Edelfrau im Lüneburgschen, Jkia mit Namen, daß
sie ihm eins ihrer Güter, Ramsola, zum Zufluchtsort schenkte, wo
er eine geistliche Verbrüderung stiftete, aus der nachher ein Kloster
entstanden ist. Nach Wiederherstellung des Friedens kehrte Anschar
getrosten Muths nach Hamburg zurück, und damit er besser die be-
deutenden Kosten der Mission bestreiten könne, wurde auf Befehl
des Kaisers (Ludwig der Deutsche herrschte jetzt) das Bisthum Ham-
burg mit dem von Bremen vereinigt. Eine Gesandtschaft des Kai-
sers an König Erich gab dem Anschar, der Hauptunterhändler war,
Gelegenheit, diesem selbst so wie seinem Volk das Evangelium nahe
zu bringen; es bekehrten sich Viele und jetzt wahrscheinlich 850 ward
die Kirche zu Haddebye erbaut, die noch steht.
Zu derselben Zeit, da Hamburg zerstört ward, war in Schwe-
den eine Christenverfolgung ausgebrochen und Anschar machte sich
auf, selbst das dort begonnene Werk fortzuführen, was ihm denn
auch so gelang, daß nicht bloß die Predigt freigegeben wurde, son-
dern durch 2 Volksversammlungen die allgemeine Stimmung sich
für das Evangelium entschied, ja daß bald Kirchenbauten an den
verschiedensten Orten des Landes, Taufen des Königs, mehrerer
Großen und vielen Volks einen schnellen Sieg des Christenthums in
Schweden bezeichnen. Kaum zurückgekehrt aus Schweden vernahm
Anschar, daß nach einem blutigen Bürgerkriege der Sieger Erich der
Jüngere die Kirche in Haddebye habe schließen lassen, worauf der
Priester entflohen sei und die Gläubigen in großer Angst sich ver-
borgen hielten; noch einmal machte Anschar sich aus und erwarb bei
seinem Besuch in Haddebye so sehr des Königs Vertrauen, daß der
Gottesdienst wieder hergestellt und eine neue Kirche in Ripen erbaut
werden konnte.