1854 -
Altona
: Lehmkuhl
- Autor: Grün, P. C.
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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lande lag eine viel größere Quote als jetzt, etwa A zur Weide und
die hauptsächlichste Benutzung dieser Weide war auf den Höfen
Ochsengräsung und bei den Bauern Aufzucht von Rindvieh.
Die Ochsengräsung, welche sich auf unserer Geest am längsten im
östlichen Theile des Amtes Hadersleben erhalten hat, und dort noch
jetzt mit der Milchwirthfchaft um ihre Eristenz kämpft, ist auf den
Gütern etwa mit Anfang des 17. Jahrhunderts durch ins Land ge-
rufene Holländer von der Milchwirthschaft abgelöset worden (daher
der Ausdruck Holländereien statt Äheiereieu, ähnlich wie Schweize-
reien für Käsefabrikation gebraucht wird). Mit der Entstehung der
Milchwirthschaft ist wahrscheinlich erst eine regelmäßige Eintheilung
und schlagmäßige Bewirthschaftung der Felder eingeführt worden, da
bei der Ochsengräsung eine Schlagwirthschaft kein Bedürfniß war.
Ueber das Alter der lebendigen Hecken fehlen die Nachrichten.
Die fürstliche Regierung war noch in der ersten Hälfte des 18.
Jahrhunderts sehr bemüht, ihnen auf den Dorffeldmarken, wo noch
die Einzäunung mit todten oder Rauh-Zäunen altherkömmlich war,
Eingang zu verschaffen.
Ein ansehnlicher Nebenerwerb wurde der früheren Zeit durch
die Wälder geboten, theils durch den Verkauf von Holz und Koh-
len, die über Itzehoe nach Holland gingen (Itzehoe war damals für
einen großen Theil des östlichen Holsteins der Hauptabsatzort in die
Fremde, zu einer Zeit, als von Kiel, Neustadt rc. noch keine Ver-
schiffungen Statt fanden), theils durch die Schweinemast. Die
Schweine wurden hier nicht bloß von den eigenen Städten des Lan-
des aus, sondern auch von den Hansestädten und von Mecklenburg
auf die Waldmaft geschickt.
Am kläglichsten waren in der Regel die Gutsbauern daran,
die gewöhnlich 12 Pferde und 4 Milchkühe hielten, während jetzt
umgekehrt auf einer solchen Hufe 4 Pferde und 12 Milchkühe zu
finden sind. Noch jetzt Anno 1854, giebts Gutsbauern im geseg-
neten Vaterlande und nicht wenige, die gezwungen sind 2 Pferde
und 3 Kühe zu halten. Aber auch in den Aemtern waren damals
sehr oft mehr Pferde als Kühe und gepflügt ward überall mit 4
und auch mit 6 Pferden, auf Fehmarn vor 200 Jahren noch sogar
mit 10 bis 12.
Zur Zeit der Feldgemeinschaft lagen große Flächen in beständi-
ger Weide und hier war die Schafzucht die Hauptnutzung. Mit
der Auftheilung der Gemeinheiten hat die Schafzucht im Lande ab-
genommen.
Es folgt eine totale Reform in der Landwirthschaft und eine
Erweckung wie aus langem Schlummer gegen Ende des vorigen
Jahrhunderts. Den nächsten äußern Impuls dazu gaben bekanntlich
die Probsteier, aber die großen Hofwirthschaften im Lande führten