1854 -
Altona
: Lehmkuhl
- Autor: Grün, P. C.
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Anstellung verhinderte." Erst 1720 bekam er jene Anstellung,
die ihn von allen Nahrungssorgen befreite. Mit diesem Jahre
beginnt zugleich seine Dichterlaufbahn. Das bekannte heroisch-
komische Strafgedicht „Peder Paas" verletzte so viele, daß von
allen Seiten ein erschrecklich Schreien und Heulen begann. König
Friedrich Iv. hatte über Peder Paas recht herzlich gelacht und
das Volk geurtheilt, daher mußten die Getroffenen schweigen.
Seine darauf folgenden Schauspiele, die ihm so leicht aus der
Feder stoffen, daß er ihrer zwanzig in vier Jahren schrieb, haben
ihn bei der Nation unsterblich gemacht.
In der Blüthezeit jener krankhaften Frömmelei unter Christian Vi.,
während welcher das Theater geschlossen war, beschäftigte Holberg
sich mit geschichtlichen Arbeiten, bis seine satyrische Laune sich in
der berühmten „unterirdischen Reise Niels Klims" wieder
Luft machte. Das Buch erschien zuerst in Leipzig in lateinischer
Sprache, wurde bald in alle europäischen Sprachen übersetzt und
von Alt und Jung, was man nennt, verschlungen. Unter Fried-
rich V. schrieb er trotz Alter und Schwäche wieder Comödien,
und der Tod endigte seine Wirksamkeit (1753). Unser Holberg
war unverheirathet, hat sich aber eine Baronie zusammengeschrie-
den und diese zum bleibenden Segen der lernbegierigen Jugend
der Soröer Academie vermacht.
Los. Die Soröer Academie.
Ungefähr in der Mitte des südlichen Seelands in einer
holzreichen Gegend malerisch an einem Landsee liegt die
kleine Stadt Soröe. Sie verdankt ihre Entstehung und ihren
Wohlstand grossentheils der vor derselben liegenden Academie
und Schule. Das jetzige academische Gebäude ward im Jahre
1827 neu eingeweiht, nachdem das alte Gebäude im Jahre
1813 abgebrannt war; die hübsche Academie- und Stadtkirche
ist aber noch die alte Klosterkirche, worin die Grabmäler
zweier Könige und der beiden grössten Wohlthäter der Aca-
demie, Absalon und Holberg, sind. In der Mitte des
12. Jahrhunderts erbaute der Vater des Absalon hier ein
Bernhardinerkloster, welches Absalon und dessen Bruder sehr
reich beschenkten, und das nach der Reformation von Frie-
drich 11. (1586) in eine Schule verwandelt ward, wo 30 Adelige