1867 -
Altona
: Hammerich
- Autor: Harder, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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so strebt es den nächsten Bäumen zu und läuft ein einem derselben an der
entgegengesetzten Seite hinauf, so daß der Stamm zwischen ih'm und seinem
Feinde ist. Dabei macht es verschiedene Male Halt, klatscht vor Furcht und
zischt vor Zorn, indem es unvermerkt um den Stamm herumschielt, erlauscht
den Augenblick, wo der Verfolger die Augen abwendet und ist in wenigen
Sätzen in der Spitze des Baumes, von wo es in kühnen Sprüngen seine
Waldflucht beginnt. Auf ebener Erde kann man es greifen, versteht sich,
wenn man rasch genug ist, muß sich aber vor seinen Zornesbissen hüten,
die schwer heilen.
Man kann sie mehrere Jahre in der Gefangenschaft erhalten, wo sie im
Käfige, an der Kette, oder ganz frei uns durch ihre Munterkeit und Possir-
lichkeit erfreuen. Alt gefangene Eichhörnchen bleiben in der Regel wild und
boshaft; junge kann man leicht mit Weißbrot und Milch aufziehen; in 7 Mo-
naten sind sie ausgewachsen. Ihre Käfige müssen von Eisen oder mindestens
von Draht sein, ein warmes Lagerplätzchen enthalten und sehr oft gereinigt
werden, da ihr Unrath sehr übel riecht. In einem Rade, welches sich dreht,
wenn sie drin laufen, spielen sie sehr gerne. Aprikosen- und Pfirsichkerne,
sowie bittre Mandeln sind ihnen Gift.
Im März ist die Paarungs- oder Hcckezcit. Rach 4 Wochen wirft
das Weibchen 3—6 Junge, welche 9 Tage blind sind und sehr sorgsam ge-
hütet werden. *)
14. Die Fledermaus.
Wenn des Abends die Vogel sich zur Ruhe begeben haben, so sieht man
nicht selten noch einige Thiere hin und herfliegen, die ein Unwissender, eben
weil sie fliegen, ohne sich zu besinnen, zu den Vögeln zählt. Wer aber auf-
merksam der Flug dieser Thiere beobachtet, der wird bald bemerken, daß es
nicht der Flug eines Vogels, sondern mehr ein Flattern ist, und wer das
Gkück hat, ein solches Thier zu fangen, und legt es, sowie dieses hier liegt,
auf den Tisch, der wird es eher für eine Maus, als für einen Vogel
halten. Er wird es allenfalls Flattermaus oder Fledermaus nennen.
Die gemeine Fledermaus, die hier vor euch liegt, ist wohl 4 Zoll
lang; sie hat einen Mausekopf oder Mauserumpf, aber ganz anders ge-
staltete Gliedmaßen. Kopf und Rumpf sind mit weichen, graubraunen
Haaren bedeckt; der Bauch ist weißgrau. Wir bemerken Im Kopfe die
stumpfe Nase mit 2 seitlich stehenden Löchern, die kleinen Augen, welche
etwas blöde, und die großen, eiförmigen Ohrmuscheln, die inwendig noch
mit einer Klappe versehen sind. Den sehr weit gespaltenen Mund finden
wir ganz voll spitziger Zähne, nämlich 10 Vorder- oder Schneidezähne,
4 oben und 6 unten, 4 Eckzähne und 13 Backenzähne, — oben jederseits 4,
unten 5, — im Ganzen 32 Zähne, nicht weniger als der Mensch hat. Die
Zunge ist groß und glatt. Daß das Thier mit Haaren bedeckt ist und Zähne
im Munde hat, beweist uns, daß es kein Vogel ist; aber daß es fliegen oder
flattern kann, macht uns wieder bedenklich. Es scheint doch Flügel zu haben.
Betrachten wir indeß die vermeintlichen Flügel genauer, so entdecken wir
Nichts von Federn, sondern nur an jeder Seite des Körpers eine dünne,
florartige Haut und in derselben versteckt 4 Gliedmaßen, von denen die
*) Blumenlese, Nr. 165 und 166. Ale Gedächtnißübung zu benutzen.