Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Theoretisch-praktisches Handbuch für den Anschauungsunterricht - S. 140

1867 - Altona : Hammerich
14ü Auf den ersten Blick unterscheiden sich beide Thiere auffallend durch ihre Größe, denn wahrend der Hirsch eine Länge von 7 — 8 und eine Höhe von 3 — 4 Fuß erreicht, ist das Reh nur 4 Fuß lang und reichlich 2 Fuß hoch. In der Behaarung gleichen sie sich fast; beide sind rothbraun, der Hirsch im Winter röthlichbraun, das Reh graubraun. Das Rehhaar ist überdies brüchig und sehr elastisch, und aus letzterm Grunde vorzüglich geeignet zu Fußdecken und Zum Unterlegen für lange liegende Kranke. Gemeinsam ist ferner den Männchen beider Thierarten das sprossige, solide und abwerfbare Geweihe. Der Hirsch wirft sein Geweihe im Februar (daher Hornung genannt), bis auf einen Knochenzapfen (Rosenstock) ab; es bildet sich dann ein neues, anfänglich weiches Gehörn, das mit behaarter Haut überzogen ist, die im Juli abgestreift wird. Der knotige Wulst un- mittelbar am Rosenstock, heißt die Rose, die einzelnen Ausläufer der zurück- gebogenen Stange heißen Sprossen (Augen-, Mittel- und Gabelsprvssen). Die Zahl der Sprossen beläuft sich in der Regel auf 12—18. Friedrich Í. von Preußen schoß einen Hirsch mit 66 Enden.) Nach der Zahl der Enden werden die männlichen Hirsche benannt. Spießer (Ijährig), Gabler (Ljährig), 12--Ender u. s. w. Die weiblichen Hirsche heißen Hirschkuh und in der Jugend Hindin. — Das aus ähnlichen Theilen bestehende Gehörn des Rehes ist nur Zsprossig, steht aufrecht, wird im Spätherbst abgeworfen und im Winter er- setzt. Ein weiteres Unterscheidungszeichen besitzt der Hirsch in den Thränen- gruben unter den Augen, in denen sich eine glänzende, gelblichbraune Masse (Hirschbczoar oder Hirschthränen) sammelt. Auch durch seinen freilich nicht einmal fingerlangen Schwanz (Blume) unterscheidet sich der Hirsch vom Rehe, dem der Schwanz fast ganz fehlt. Hirsche und Rehe nährenzich von Kräutern, Baumknospen, Getreide und auch von Schwämmen, sie richten daher oft beträchtlichen Schaden an und sind bei denen, welche den Ertrag der Felder und Wälder höher schätzen, als den malerischen Anblick einer einsamen Waldwiese mit äsendem Wilde, und als das oft dazu verbotene Vergnügen der Jagd, oder als einen Braten, durchaus nicht beliebt. Die Jagd auf Rehe und Hirsche gehört zu den höher» Genüssen des Waidmanns. Die Thiere werden jetzt auf dem Anstande oder auf Treibjagden mittels Pulver und Bleikugeln (Rehposten) erlegt, und es ist diese Tödtung viel menschlicher, als die früher bei adeligen und fürstlichen Personen beliebte rohe Art, welche die Hetz- oder Parforce-Jagden mit sich brachten. Erfahrene Waidmänner wissen viel Interessantes zu erzählen von der Lebensweise dieser Thiere: von ihren zierlichen und in der Gefahr kühnen Sprüngen, von ihrem aufmerksamen Auge und scharfen Ohre, von der An- lockung durch nachgeahmte Stimmen und Lockspeisen u. s. w. Hirsch und Reh nützen durch ihr wohlschmeckendes und gesundes Fleisch (Wildpret), durch ihr Fell (Handschuhe, Beinkleider, Fußdecken u. s. w.), durch ihr Haar (Pol- ster u. s. w.), durch ihr Gehörn (Drechslerarbeiten, Gelee von geraspeltem Hirschhorn) und endlich der Hirsch noch besonders durch seinen Talg (Heil- mittel) und sein Gehörn, aus welchem das bekannte Hirschhornsalz und Hirsch- hornöl gewonnen wird. Das Rennthier ist auch eine Art Hirsch. Es lebt im hohen Norden der alten und neuen Welt heerdenweise wild und als Hausthier. In der Größe steht cs zwischen Hirsch und Reh, da es eine Länge von 6| und eine Höhe von Fuß erreicht. Im Bau ähnelt es dem Hirsche, ist indessen nicht so schlank und trägt den Kopf mehr wagerecht. Das dichte Haar ist
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer