1865 -
Göttingen
: Deuerlich
- Autor: Jastram, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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zu Klausthal das Wasser ableitet und beinahe Iv2 Meile laug ist.
Man arbeitete 22 Jahre, don 1777 und 1799, daran, und die Bau-
kosten betrugen über 100000 Thlr. — Wildemann in einem tiefen
Thale. — Lautenthal.
Ein freundlicheres Klima empfängt den Wanderer, sobald er zum
Unterharz hinabsteigt. Hier finden sich jene an unvergleichlichem Reiz
so reichen Plätze, die diesem nordischen Gebirge einen Weltruf erwarben.
Ist die Erde hier im Innern weniger mit köstlichen Schätzen gefüllt, so
ersetzt sie es im Uebermaße durch ihre äußere Herrlichkeit. Die finstere
Tanne wechselt hier mit dem üppigsten Laubholze; hundertjährige Eichen
wölben sich zum luftigen Dome, die schlanken Buchen bilden endlose
Schattengänge, und die silberhäutigen Birken kränzen den Saum des
Waldbaches imb laden zum kühlen Ruheplätze. An den Hohen zieht
sich Ackerland in langen wellenförmigen Bändern hinauf; Schafherden
wallen langsam und gedrängt in den begrasten Thälern; Obstgärten
kreisen die Dörfer ein, wenn auch später als im Lande reife Früchte spen-
dend; im hohen Grase weiden treffliche Rinder. —
An deir Unterharz grenzen auch einzelne Strecken deö Fürstenthums
Grubenhagen; sonst besitzt Hannover dort weiter nichts als die schon be-
schriebene Grafschaft Hohnstein. Das Uebrige gehört, wie schon gesagt,
zu Brallnschweig, Preußen und Anhalt.
111. Der Berg- und Hiitteàu.
Die meiste Beschäftigung bietet den Harzern der Berg- und Hütten-
bau. Derselbe wird von den Bergleuten betrieben, von denen einige die
Mineralien unter der Erde aufsuchen unto zu Tage frödern (Grubenbau),
andere über der Erde die weitere Zubereitung und Reinigung derselben
besorgen (Hüttenbau). Die Erze, welche die Metalle enthalten, findet
man in den Gebirgen der Erde, welche man tvieder in Ganggebirge
(Urgebirge) und Flötzgebirge eintheilt. Gänge nennt man mehr oder-
weniger senkrecht gehende Schichten oder Lagen der mineralischen Körper
in den Gebirgen. Flötze heißen die horizontal über einander liegenden
Schichten in einigen Gebirgen, welche durch gewaltsame Bewegungen des
Wassers entstanden sein müssen. Die Ganggebirge find die vorzüglichsten
Behälter des Erzes. In den Erzen liegen die Metalle theils gediegen,
d. h. in ihrem vollkommenen metallischen Zustande, oder vererzt, mit
andern Mineralien vermischt, oder v erkalkt, d. i. ihres brennbaren We-
sens beraubt. Rur die unedlen Metalle, Eisen, Kupfer, Blei, Zinn,
können durch anhaltendes Feuer in Kalk verwandelt werden.
Wenn die Bergleute einen Erzgang entdeckt haben, so wird er
nach allen Richtungen verfolgt und das Erz herausgeschafft, wodurch oft
große und tiefe Gruben entstehen. Dann werden Schachte, d. i. senk-
rechte Oeffnungen angelegt, durch welche man bequemer in die Gruben
gelangen und die Erze auto ihnen herausbringen kann. Horizontal lau-
fende Gänge werden Stollen genannt. Sie dienen theils zur Ableitung
unterirdischen Wassers, theils zur Beförderung des Luftzuges in den
Bergwerken, theils zur Verbindung der Gänge. Das in der Tiefe ge-