1865 -
Göttingen
: Deuerlich
- Autor: Jastram, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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aus der Nachbarschaft eilten ins Thor, um mitzukämpfen. Muthig zogen
sie dem Feinde entgegen und verjagten ihn. Die Freude währte nicht
lange; denn bald kam der französische General Morand (morang) mit
großer Macht, zog ins Thor und ließ jeden erschießen, der mit Waffen
auf der Straße angetroffen wurde. Da erschien der General Dörnberg
zur Rettung. Er ließ sich durch die Mauern, die hohen Wälle und tiefen
Gräben, welche die Stadt umgaben, nicht zurückhalten; er stürmte und
stürmte, und die Franzosen mußten zum entgegengesetzten Thore hinaus.
Hier begannen sie den Kampf noch einmal, aber als General Morand
zum Tode verwundet vom Pferde sank, ergaben sie sich. Dörnberg hatte
10 Kanonen erbeutet und drittehalbtausend Feinde zu Gefangenen ge-
macht. Das geschah im Frühjahr 1813.
Im Herbst desselben» Jahres schlug General Wallmoden die Fran-
zosen bei der Göhrde aufs Haupt. 6000 Feinde mit 6 Kanonen hatten
sich bei diesem Walde gelagert; Wallmoden griff sie an. Hannoversche
Husaren ritten das französische Fußvolk auseinander; die Lützowschen
Jäger drangen siegreich vor; umsonst war die Tapferkeit der Feinde.
Zwar lagen schon 40 deutsche Officiere und 500 Gemeine todt auf dem
Schlachtselde; aber um so grimmiger schlugen die Streiter drein, und sie
errangen den Sieg. 1800 Franzosen fanden ihren Tod, 2000 Mann
wurden gefangen und alle 6 Kanonen erbeutet. Der feindliche General
selber entkam nur mit genauer Noth. Das war am 10. September.
161. Die Schlacht bei Leipzig.
Napoleon war nach Dresden gezogen; er zog sein Heer um Leipzig
zusammen. In verschiedenen Gefechten hatten die verbündeten schon vor.
her gesiegt; jetzt standen sie den Franzosen bei Leipzig gegenüber, die
Oestcrreicher unter Schwarzenberg, die Preußen unter Blücher, die Rus-
sen unter Witgeustein, die Schweden unter ihrem Kronprinzen, zusammen
300,000 Mann, der Franzosen waren 200,000 Mann. Völker von
den fernen Grenzen Asiens und vom mittelländischen und atlantischen
Meere trafen hier znsammen; daher nennt man diese Schlacht die Völ-
kerschlacht.
Sie begann am 16. Oktober 1813. Die Erde erbebte in weitem
Umkreise von dem Donner der Geschütze, und mit gewaltiger Anstrengung
und rühmlichem Heldenmuthe wurde auf beiden Seiten gekämpft. Am
Nachmittage schien es, als werde Napoleon siegen; schon ließ er mit allen
Glocken in Leipzig läuten. Aber er triumphierte zu früh; denn bis zum
Abend beleuchteten acht brennende Dörfer und Städte das blutige Schlacht»
feld: wie Leichenkerzen flackerten die Wachtfeuer in der weiten Todtenstillc.
In ernster Erwartung sah alles dem folgenden Tage entgegen. Der
Morgen des 17. Oktober — er war ein Sonntag — brach an; doch
führte dieser Tag die Heere nicht zu neuem Kampfe. Napoleon machte
Friedensvorschläge, die aber nicht angenommen wurden.
Da erschien der 18. Oktober, der das fremde Joch mit blutigen
Schlägen zertrümmerte. Napoleon hielt auf einem Hügel, auf welchem
eine Windmühle stand, und leitete von da aus die Schlacht. In nicht