1836 -
Leipzig
: Wigand
- Autor: ,
- Hrsg.: Schwabe, Karl Ludwig, Jürn, Alexander Bernhard
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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che gleichfalls für das übrige Europa von wichtigen Fol-
gen war.
Auch die deutsche Geschichte zeigt uns wahrend dieses
Zeitraums ein sehr bewegtes Bild, indem in Europa kaum ein
wichtiges Ereigniß vorfiel, das nicht auf Deutschland gewirkt
hatte; ja die meisten europäischen Kriege wurden auf deutschem
Boden geführt. Davon trug vorzüglich der Umstand die
Schuld, daß Deutschland zwar in dem Kaiser dem Namen
nach ein gemeinschaftliches Oberhaupt hatte, in der That aber
unter einer Menge unabhängiger Fürsten stand, welche zum
Theil auswärtige Besitzungen hatten oder doch durch Hülfe
auswärtiger Mächte sich zu vergrößern gedachten. Die Kaiser
dagegen waren durch die Türken und Franzosen viel zu sehr
mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt, als daß sie im
deutschen Reiche mit dem gehörigen Nachdrucke hätten herrschen
können. Daher kam es, daß ihnen nicht nur einzelne Reichs-
fürsten und selbst Städte trotzen konnten, sondern daß auch
nach und nach am Rhein und an der Ostsee beträchtliche Stücke
von Deutschland losgerissen wurden und der deutsche Reichs-
verband im I. 1805 ganz aufgelöst ward. Die merkwür-
digsten Kriege, welche während dieses Zeitraums im Innern
von Deutschland geführt wurden, sind: der schmalkaldische, der
dreißigjährige, der siebenjährige und die französischen Kriege.
Der schmalkaldische Krieg (1547) hat seinen Namen von
einer Verbindung protestantischer Fürsten und Städte, welche
in Schmalkalden zu Vertheidigung ihrer Religionsfreiheit
besonders gegen den Kaiser Karl V. geschlossen worden war.
Der Krieg nahm zwar für sie einen unglücklichen Ausgang,
indem nach der Schlacht bei Mühlberg der Kurfürst von
Sachsen, Johann Friedrich der Großmüthige, das Haupt des
Bundes, gefangen genommen und seiner Kurwürde entsetzt
ward, blieb aber theils wegen der großmüthigen Mäßigung des
Kaisers,^theils durch die gewandte Klugheit des sächsischen Kur-
fürsten Moritz, Johann Friedrichs Nachfolger, ohne die ge-
fürchteten Folgen.— Der dreißigjährige Krieg (i618 —
1648) nahm in Böhmen unter Kaiser Ferdinand ll., welcher
die den Böhmen von seinem Vorgänger bewilligte Religions-
freiheit zurückgenommen hatte, seinen Anfang und verbreitete
sich bald mit beispielloser Wuth über ganz Deutschland. Die
meisten europäischen Völker, besonders die Schweden unter
ihrem heldenmüthigen Könige Gustav Adolph (fällt als Sie-
ger 1632 in der Schlacht bei Lützen), die Franzosen und Spa-
nier nahmen daran Theil, und die Folge davon war, nächst
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