1836 -
Leipzig
: Wigand
- Autor: ,
- Hrsg.: Schwabe, Karl Ludwig, Jürn, Alexander Bernhard
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
So erhob sich das deutsche Volk, wahrend seine Fürsten noch
mit dem Unterdrücker verbündet waren, und ihre Truppen noch
in seinen Reihen und für seine Sache fochten. Und so viel
Eifer feiste auch nicht unvergolten bleiben!
Sachsen, auf dessen Ebenen schon so viele Kampfe aus-
gefochten worden sind, sollte auch der Schauplatz des herrlich-
sten Sieges für die deutsche Freiheit werden. Nach mehrern
Schlachten, welche einzelne Heerestheile der Verbündeten meist
siegreich bestanden hatten, und nachdem sich auch der östreichi-
sche Kaiser mit seiner ganzen Macht ihnen angeschlossen hatte,
kam es bei Leipzig am 16. October 1813 zu der großen
Völkerschlacht, welche 3 Tage dauerte und woran eine
halbe Million Streiter aus den meisten europäischen und meh-
rern asiatischen Völkerschaften Antheil nahm. Den Oberbefehl
über die verbündeten Heere, bei welchen sich die Kaiser von
Oestreich und Rußland und der König von Preußen persönlich
befanden, führte der Fürst Schwarzenberg; ein abgeson-
dertes Heer focht unter dem Fürsten Blücher, und ein
drittes befehligte der Kronprinz von Schweden. Die
französischen Armeen kommandirte Napoleon selbst. Auf bei-
den Seiten wurde mit der größten^Tapferkeit und Anstrengung
gefochten. Den ersten Tag blieb der Sieg zweifelhaft; am
zweiten war Waffenruhe; den dritten verließen, von ihren deut-
schen Brüdern gerufen, die Sachsen und die Würtember-
ger die französischen Reihen und traten auf die Parthei über,
wohin sie schon langst ihr Herz zog. Dadurch ward auf der
einen Seite hauptsächlich der Seeg entschieden, während auf
der andern die Franzosen gegen das Hauptheer wüthigen Wi-
derstand leisteten. Aber immer enger wurde der Kreis um
Leipzig her, worein die Unterdrücker Deutschlands gebannt wa-
ren, und nur noch ein einziger Ausweg blieb ihnen zur Flucht.
Diese ward auch in der Nacht vom 18. zum 19. October an-
getreten und bei Tagesanbruch mit solcher Eile und in so groß-
ßer Unordnung fottgesetzt, daß bei dem ungeheuern Gedränge
der Wagen,^ Kanonen, Pferde in den engen Ausgängen der
Stadt und über die Brücken mehrere Tausende ihren Unter-
gang, und, da die Brücke über die Elster zu zeitig ge-
sprengt worden war, in den Wellen ihr Grab fanden, und noch
weit mehrere geriethen in die Hände der Sieger. An diesem
Tage wurden 300 Kanonen erbeutet und 40,000 Gefangene
gemacht. In der größten Unordnung flohen nun die Franzo-
sen dem Rheine zu, den sie seitdem nicht wieder überschritten
hoben. Die Heere der Verbündeten folgten ihnen auf dem