1843 -
Darmstadt
: Jonghaus
- Autor: Fischer, Johann Georg
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen, Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
26
fragte ihn Benjamin, wie es ihm ergangen sei, und der
Alte erzählte ihm unter Thränen, wie elend er die ver-
flossene Nacht zugebracht habe. Schnell griff der Knabe
in seine Tasche, nahm sein Frühstuck heraus und gab es
dem Alten,^ ging dann zu einem nicht weit davon fließenden
Bache, schöpfte mit seinem Hute Wasser heraus und brachte
es dem kraftlosen Manne. Als dieser durch einen Trunk
sich gestärkt hatte, blickte er dankbar gen Himmel, und
bat Gott um Segen für diesen mitleidigen Knaben. Un-
terdessen ging Benjamin fort nach seiner Schule und
freute sich, dem Greis etwas Gutes erwiesen zu haben.
Gleich darauf kam Herr von Platte, der Gutsherr von
Elguth, mit seinem einzigen Sohne, reichte dem Hülfsbe-
dürftigen ein Almosen und fragte ihn, woher er sei und
wohin er wolle. Der Alte erzählte ihm, daß er nach
Birnstadt zu seiner Tochter habe gehen und daselbst den
Nest seines Lebens zubringen wollen; daß er aber unwohl
geworden, an dieser Stelle kraftlos hingesunken sei und
die ganze Nacht hülflos gelegen habe; ohne Zweifel würde
er hier gestorben sein, wenn sich nicht unter den vorüber-
gehenden Schulkindern ein Knabe seiner erbarmt und ihn
mit einem kleinen Frühstück und einem Trunk Wasser er-
quickt hätte. Der Herr des Dorfes, ein wohlwollender
Mann, ließ durch seinen Bedienten den Alten nach dem
Edelhofe führen, und ihn bis zu seiner völligen Herstel-
lung durch den Verwalter verpflegen. Er selbst aber
ging sogleich nach Handorf in das Schulhaus, und fragte
nach dem Knaben, der so mitleidig gegen den Greis ge-
wesen war. Die Kinder riefen alle: "Es war Benjamin,
des Verwalters Sohn aus Elguth!" — "Guter Knabe,
bist du der barmherzige Samariter, der die Noth des
armen alten Mannes sich zu Herzen gehen ließ? Ich will
dir diese gute That nach meinen Kräften vergelten; von
heute an sollst du der Gesellschafter meines Sohnes sein
und Alles lernen, wodurch du in der Folge dein Glück
machen kannst." So sprach der Edelmann zu Benjamin,
nahm ihn noch an demselben Tage zu sich und ließ ihn
zugleich mit seinem Sohne unterrichten. Als Benjamin
15 Jahre alt war, bat er seinen Wohlthäter, daß er ihn
die Apothekerkunst erlernen lassen möchte. Dieser erfüllte
seine Bitten und brachte ihn zu einem Apotheker zu Prag