1843 -
Darmstadt
: Jonghaus
- Autor: Fischer, Johann Georg
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen, Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Und Jeder hielt sich angeführt.
Doch kaum erschien das nächste Jahr ,
So nahm man mit Erstaunen wahr,
Dass jeder Weinstock dreifach trug.
Da wurden erst die Sohne klug
Und gruben nun Jahr ein, Jahr aus
Des Schatzes immer mehr heraus.
114. Das gute Heilmittel..
Kaiser Joseph in Wien war ein weiser und wohlthä-
tiger Monarch, wie jedermann weiß; aber nicht alle
Leute wissen, wie er einmal der Doktor gewesen ist und
eine arme Frau geheilt hat. Eine arme kranke Frau sagte
zu ihrem Büblein: „Kind, hol mir einen Doktor, sonst
kann ichs nimmer aushalten vor Schmerzen!" Das Büb-
lein lief zum ersten Doktor und zum zweiten; aber keiner
wollte kommen; denn in Wien kostet ein Gang zu einem
Kranken einen Gulden, und der arme Knabe hatte nichts,
als Thränen, die wohl im Himmel für gute Münze gel-
ten, aber nicht bei allen Leuten auf der Erde. Als er
aber zum dritten Doktor auf dem Wege war, fuhr lang-
sam der Kaiser in einer offenen Kutsche an ihm vorbei.
Der Knabe hielt ihn wohl für einen reichen Mann, ob
er gleich nicht wußte, daß er der Kaiser sei, und dachte:
Ich wills versuchen. „Gnädiger Herr," sagte er, „wollet
ihr mir nicht einen Gulden schenken? Seid so barm-
herzig!" Der Kaiser dachte: Der faßts kurz und denkt,
wenn ich den Gulden auf einmal bekomme, so brauch ich
nicht sechzigmal um den Kreuzer zu betteln. „Thuts ein
Zwanziger nicht auch?" fragte ihn der Kaiser. Das
Büblein sagte: „Nein!" und offenbarte ihm, wozu er
des Geldes benöthigt wäre. Also gab ihm der Kaiser den
Gulden und ließ sich genau von ihm beschreiben, wie seine
Mutter heißt, und wo sie wohnt, und während das
Büblein zum dritten Doktor springt, und die kranke Frau
daheim betet, der liebe Gott wolle sie doch nicht verlassen,
fährt der Kaiser zu ihrer Wohnung, und verhüllt sich ein
wenig in seinen Mantel, also daß man ihn nicht recht
erkennen sollte, wer ihn nicht darum ansah. Als er aber
zu der kranken Frau in ihr Stüblein kam — und es sah
recht leer und betrübt darin aus — meint sie, es sei der