1843 -
Darmstadt
: Jonghaus
- Autor: Fischer, Johann Georg
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen, Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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erwecken. Das Kind wachte endlich auf, und da es
den grossen Hund vor sich erblickte, erschrack es
sehr. Es wollte aufstehen und entfliehen, allein es
sank kraftlos zurück. Um es zu beruhigen, legte
Barry ganz sanft die Pfote auf seinen Fuss und leckte
ihm die vor Kälte erstarrten Hände. Allmählig er-
muthigt durch die Liebkosungen und durch die
Freundlichkeit des guten Thieres, bemühte sich das
Kleine nochmals aufzustehen; aber seine Arme,
seine Beine, sein ganzer Leib war so erkältet, seine
Muskeln so steif, dass alle Anstrengungen nichts fruch-
teten. Barry suchte das Fläschchen, das er am Halse
trug, bemerkbar zu machen, allein das Kind nahm
dasselbe nicht; und es war sehr gut, dass es nicht
aus dem Fläschchen trank, denn Branntwein bekommt
den Kindern gewöhnlich sehr übel. Voll Mitleid bei
der Schwäche des Kleinen suchte und fand nun der
Hund ein anderes Mittel. Er legte sich auf seinen
Bauch, schmiegte sich an das Kind und gab ihm durch
Geberden zu verstehen, es solle sich an seinen Rücken
anklammern. Das Kind verstand endlich die Winke,
kroch so gut es ihm möglich war, auf den Rücken
des Hundes und hielt sich, krumm vor Erstarrung,
daran fest. Das wohlthätige Thier trug seine theure
Last mit der grössten Vorsicht in die Herberge, wo
der halbtodte Knabe die treueste Pflege fand und in kur-
zer Zeit genas.
Diese merkwürdige Begebenheit wurde weit um-
her bekannt. Ein reicher Mann nahm den Waisen
an Kindesstatt an und liess die rührende Ge-
schichte durch einen Künstler von Bern malen.
Das Gemälde wurde in der Folge im Kloster auf-
bewahrt, wo die menschenfreundliche Dogge noch
lange ihren edlen Beruf ausübte. Dieses Thier hat in
seinem ganzen Leben über siebenzig Menschen vom
Tode gerettet Es wurde zuletzt ein Opfer seiner Be-
rufstreue. Als es nämlich einmal einen Menschen
retten wollte, meinte dieser, das Thier sei feindlich
gegen ihn und tödtete es. Damit Barrys Andenken
auch noch nach dem Tode geehrt werde, wurde der-